Terence McKenna: Friedrich V. - der Winterkönig

Wiederholt besuchte der amerikanische Schamanismus-Experte Terence McKenna Deutschland - vor allem den Rhein Neckar Raum, in dem er die Wiege der Psychedelik sah: 'Homo Heidelbergensis, Kelten, Alchemisten, Romantiker (...) seit 50.000 Jahren kommt ein endloser Strom von Visionären durch das Neckartal. Das größte alchemistische Werk wurde in Heidelberg von Theodor de Brahe aufgelegt. Es ist ein ganz besonderer Ort!'. 1996 verbrachte er  mit einem vielköpfigen Filmteam einige Tage in Heidelberg, um das Leben des Pfalzgrafen Friederich V.; den Winterkönig, zu verfilmen und Einheimische mit einem Wissen um die ältere Heimatkunde zu beschämen. Im Mannheimer 'Stoffwechsel' hielt er einen Vortrag über seinen Liebling (...) 'den Prototyp eines Freaks' (...) 'und einen Mythos, den sich die Underground Community zu eigen machen sollte'.                                                 

W. Pieper, Sommer 2000

 

 

 

Erträumer der Veränderung der menschlichen Gesellschaft

Vortrag im Mannheimer ‘Stoffwechsel’, 1996

 

 

"Ich bin in Europa, um einen Teil meines Filmprojekts zu drehen, und darüber möchte ich sprechen, denn das beschäftigt mich derzeit natürlich am stärksten. Dies wird kein Film über die Rave-Kultur, auch kein Film über Albert Hofmann und keiner über Body-Piercing, obwohl diese Themen alle grosßartige Filmthemen wären. Er handelt von einem eurer regionalen Helden, der auch mir ein großes Vorbild ist und der euch und allen Freaks in Deutschland und anderswo als Held und Vorbild dienen kann. Ich spreche hier vom Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, dem König von Böhmen, genannt der Winterkönig.

 

Kennt ihr ihn? Nein? Nun ja! Jedenfalls ist das euer Typ! Das war der Prototyp eines Freaks, der sich nicht damit begnügte, sich zurückzulehnen und den Dingen ihren Lauf zu lassen. Er war entschlossen und willens, seinem großen alchemistischen Traum von der Reformation der menschlichen Gesellschaft zu folgen und in die Tat umzusetzen.

 

Also für diejenigen unter euch, die den historischen Hintergrund nicht kennen, will ich die Geschichte kurz erzählen, die wir hier in Heidelberg und danach in Prag nachstellen werden. Sie handelt von dem Heidelberger Prinzen, einem Calvinisten, der zum Anführer der protestantischen Union aufstieg. Er heiratete die Tochter von König Jakob I. von England und Schottland, die Enkelin Maria Stuarts. Beide waren zu diesem Zeitpunkt sechzehn Jahre alt. Friedrich ging nach England, wo die Hochzeit mit allergrößtem Pomp stattfand. (Shakespeare schrieb und spielte, Feuerwerke wurden veranstaltet, die Feierlichkeiten zogen sich über Wochen hin.) Er kehrte nach der Hochzeit mit seiner Braut zurück nach Heidelberg, wo das Volk die beiden feierlich begrüßte, denn man maß diesem Ereignis auch politsch die allergrößte Bedeutung bei und hielt es für eine heilige alchemistische Verbindung der höchsten spirituellen Ebene. Die beiden wurden zum Mittelpunkt einer Reformations- und Revolutionsbewegung, die danach trachtete, die Reformation einen gewaltigen Schritt nach vorn zu bringen, hin zu einem vereinten Europa, einer neuen spirituellen und freien Gesellschaft - im Rahmen dieser Bemühungen wurde der Renaissance-Mittelbau des Schlosses erbaut, ein Teil des Schlossberges weggesprengt, damit eine Gartenterrasse entstehen konnte, in der sich bewegliche, mit Wasserkraft, Dampf und Sonnenenergie betriebene Figuren aus der griechischen Mythologie befanden. Nach meinem Verständnis der Dinge war es der Versuch eine wahre Welt der Psychedelika entstehen zu lassen. Friedrich und Elisabeth waren die Erben eines durchaus mittelalterlichen Weltbildes gewesen. Er war seinem Range nach einer der sieben deutschen Kurfürsten, die den Kaiser dessen was von dem Heiligen Römischen Reich übrig geblieben war, zu wählen hatten. Eine Konspiration gegen die katholischen Kräfte wählte ihn zum König von Böhmen, und alle Visionäre seines Hofstaates zogen von Heidelberg, von der kleinstädtischen Provinzörtlichkeit in das grandiose Prag. Hier sollte Friedrich die Stelle des früheren Königs einnehmen, der schon eine Generation zuvor den Plan geschmiedet hatte, eine alchemistische Reformation nach den Ideen des englischen Mathematikers und Mystikers John Dee* in Gang zu bringen. Das Ende dieser Geschichte ist allerdings kein Happy End, oder vielleicht ist es doch eines, darüber können wir noch sprechen, aber zumindest nach oberflächlicher Betrachtung schlug der alchemistische Traum fehl, die Aufklärung im Zeichen des Rosenkreuzes endete im Desaster. Die Habsburger in Spanien taten sich mit denen in Wien zusammen und vernichteten mit ihren riesigen Armeen den König in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag. Dieser floh mit seiner ganzen Familie in die Niederlande. Die Reaktion verwüstete in Folge das ganze Reich im Dreißigjährigen Krieg und der alchemistische Traum starb. Wie ihr vielleicht wisst, wurde Europa vor dem Dreißigjährigen Krieg von Päpsten und Königen beherrscht, und nach dem Krieg wurde es von Parlamenten und dem Volk regiert. Das gesamte Weltbild des Mittelalters wurde hinweggefegt, und aus dem neuen Weltbild der Nachkriegszeit entstanden insbesondere in England die Ideen der modernen Wissenschaft. All diejenigen, die mit Engeln argumentiert hatten, Horoskope erstellt, Alchemie betrieben hatten, all diese Visionäre der Rosenkreuzer-Renaissance-Epoche wurden fürderhin und für alle nachfolgenden Generationen hinaus bis zum heutigen Tag zu Spinnern deklariert.

 

Und nun kommen wir zur Gegenwart. In der heutigen Zeit erben wir - wie sie

damals - eine Welt, deren Ideologien wir als vollkommen erschöpft bezeichnen müssen und die - wie damals - nur von den Rändern her durch Außenseiter erneuert werden kann, und genau das hat sich auch damals abgespielt. Damals gab es eine unterdrückte, marginale Minorität von zutiefst pietistischen originellen Denkern, die heterodox waren, nicht christlich, die eine Tradition wach hielten, von der ich glaube, dass sie nunmehr wiederentdeckt wird und eine Renaissance in unserer Zeit erleben wird. Diese Tradition besagt, dass die Natur eine großes Labor der Vielförmigkeit ist, alchemistisches Gold, das Neue, wie auch immer man es bezeichnen mag. Durch Verhaltensforschung und Psychologie und durch die integrative Wissenschaft der Ökologie hat unsere Epoche ein neues Verständnis für Dinge entwickeln können, die in den reduktionistischen Jahrhunderten der modernen Wissenschaft in Vergessenheit gerieten. Wir lernen wieder, dass die Welt ein ganzheitlicher lebendiger Organismus ist, kein mechanischer Apparat. Und wir beginnen zu verstehen, dass der Welt sowohl eine Seele wie auch eine Absicht oder ein Wille innewohnt. Das ist der Schlüssel zum gesamten Konzept. Dieses Konzept versuchten die Alchemisten, die hermetischen Träumer und Okkultisten der nordeuropäischen Renaissance, zu stärken, zu kondensieren und zu destillieren, und im wirklichen Sinne einer Gemeinschaft oder Gesellschaft umzusetzen. Tja, und mit dem Aufkommen der modernen Wissenschaft wurde das alles zum Anathema, und die rationale Analyse behauptete, dass sich alles auf Atome zurückführen läßt, die durch das Weltall sausen und nur den Gesetzen der Mathematik unterworfen sind, und all die vielseitige Kreativität, all der Sinn des Verbundenseins, die wir als Lebewesen erfahren, als Mitglieder der menschlichen Gemeinschaft, als denkende Wesen in der Natur, all diese Erfahrungen wurden für nichtig erklärt. Um nur ein Beispiel zu nennen, der Höhepunkt dieses Denkens wurde erreicht, als Jean-Paul Sartre, der französische Existentialist, verkündete ,die Natur sei stumm‘. Versteht ihr, was ich meine? Sartre sagt, die Natur gibt uns keinerlei Hinweise. Der Mensch stehe mit all seinen Komplexen und Obsessionen allein im Kosmos. Er ist es, der den Dingen Bedeutung gibt, es gebe a priori keine Realität, an der irgendeine Ethik oder Absicht festgemacht werden könne.

 

Ich lehne dieses Denken ab. Für mich ist die ganze Botschaft der psychedelischen Erfahrung, die im Grunde das sine qua non der Wiedergeburt der alchemistischen Erkenntnis ist, dass die Natur mit uns kommunizieren will. Alles Sein ist bedeutungsschwanger und von Sprache erfüllt, die gesamte Realität will uns Menschen in ihre Absichten mit einbeziehen. Das Problem liegt gar nicht in der Natur, sondern in uns selbst, die wir irgendwie paralysiert, entkräftet, ausgepowert, zweifelnd, abgetrennt von dem Zentrum des Ganzen sind. Ich glaube ja zutiefst an Propaganda, mein ganzes Leben besteht aus Propaganda. Um also als Beispiel die Karriere Friedrichs V. von der Pfalz und seiner Frau Elisabeth anzuführen, als Parabel, wenn man so will, als Mythos der Alchymischen Hochzeit, dieser Mythos, der Unschuld, Naivität und Glauben an die Kraft der Ideen fordert, um eine neue Zeit, eine Welt zu gestalten. Ich erzähle diese Geschichte im Film unterstützt von den unglaublich starken alchemistischen Bildern, von denen uns Jung und andere die unerklärliche Wirkung, die sie auf unsere Psyche ausüben, zeigten, ganz gleich ob du ein Teil des Prozesses sein willst oder nicht. Schon allein durch die Betrachtung dieser Bilder lässt man sich auf einen sozusagen psychoanalytischen Prozeß ein, denn die Alchemie war - und das muss ich ganz deutlich sagen, sonst macht der ganze Vortrag keinen Sinn - die Alchemie war nicht der minderwertige vulgäre Versuch, Metalle in Gold und Silber zu transmutieren. Das war das Spiel der Scharlatane auf jedem Marktplatz Europas, das Jahrhunderte lang dem einfachen Volk vorgegaukelt wurde. Es geht vielmehr um das Korpus der Symbole und der Literatur, die entstanden, um eine universelle Medizin aus der Natur herauszuextrahieren, die die Menschheit und die Gesellschaft transformieren und umwandeln würde. Dazu gehörte damals natürlich eine Menge - wie wir heute sagen würden - epistemologische Naivität, oder mit anderen Worten: Es fehlte damals an der ausgeprägten Überzeugung, die wir aus den Wissenschaften übernommen haben, dass so etwas wie eine objektive und eine subjektive Realität existieren. Also was dachte man damals während dieser Zeit der epistomologischen Naivität, wie Materie funktioniert und wie die Psyche funktioniert? Man war überzeugt, daß sich Psyche durch widergespiegelte projektive Erfahrung mit der Materie in einem chemischen Gefäß vereinigen könne. Die chemischen Prozesse, die wir heute Schmelzen, Kristallisation, Purifikation, Kalzinisation nennen, die wir heute durch das Molekularmodell der Materie gut verstehen gelernt haben, diese Prozesse waren für sie die ,Geburt des Roten Löwen‘, die ,Ankunft der doppelköpfigen Königin‘, oder der ,Mord des hermaphroditischen Hundes‘ usw. Sie hatten dafür ihre fremdartigen Bilder und Begriffe, weil sie versuchten, mächtige Symbole zu erschaffen, kraftvolle mnemonische Haken, an welchen sie die vielen Details ihres komplexen Weltbildes festmachen konnten. Hätte es nicht Menschen wie C. G. Jung, der Schweizer Tiefenpsychologe, gegeben, wären uns modernen Menschen solche Symbole noch heute völlig unverständlich. Es handelt sich nicht per se um Chemie oder um Mythologie, wie wir sie von den Griechen geerbt haben, es ist eine sehr komplexe Vermengung, eine Amalgamation - ein echter alchemistischer Begriff! - eine sehr komplizierte Amalgamation von Psyche und Materie.

 

Ich glaube, dass dies alles eine starke Resonanz mit unserer Zeit bildet, und dies liegt daran, dass die im zwanzigsten Jahrhundert gefangenen Generationen auf verschlungenen Wegen diese Universale Medizin, von der die Alchemisten träumten, wieder gefunden haben, indem sie sich an den am wenigsten an die europäische und amerikanische Kultur assimilierten Völker orientierten. Schamanismus ist im Grunde eine lebendige Tradition, die nicht den Stein der Weisen sucht, sondern ihn gefunden hat.

 

Man muß feststellen, dass die Hevero, die Wetoto, die Cubeo die gleiche epistemologische Naivität besitzen, diese Unfähigkeit zwischen der subjektiven und der objektiven Welt zu trennen, die Friedrich V. und all die Alchemisten um ihn herum durch die Jahrhunderte hindurch besaßen, und die durch Newton und Descartes unterbrochen wurde. Mit anderen Worten: Bei der durch Pflanzen induzierten psychedelischen Erfahrung, wie sie seit Urzeiten bei den eingeborenen Völkern bekannt ist, scheint es sich um ein identisches Phänomen zu handeln. Der Heveroschamane, der Cubeoschamane benutzt keine gläserne Retorte, in der sich Schwefel und Quecksilber befinden. Die Schamanen des Amazonasgebietes haben eine Wissensstufe erlangt, wo sie verstehen, dass das Gefäß zur Transformation der menschliche Körper und der Kopf des Erfahrungssuchenden ist. Das ist das alchemistische Gefäß, in dem man dem dreiköpfigen Hund, der Königin, die sich in ihrem Bade auflöst, und dem inzestuösen Paar, das Sol und Luna verbindet, um die 2weiße Essenz, das Panacea der Universalmedizin zu produzieren, begegnen kann. Seltsamerweise hat Jung, er muß ein wirklich ungewöhnlicher Mensch gewesen sein, da er sich all dem ohne Psychedelika näherte, diese Dinge durch die genaue Untersuchung von Träumen und der symbolebildenden Fähigkeit seiner Patienten über Jahrzehnte hinweg beobachtet, und es gelang ihm, eine Art maßstabsgetreue Karte der Psyche zu entwickeln. Einschränkend muß ich allerdings bemerken, daß diese Karte keinerlei Zweck erfüllt, bevor man sich nicht selbst in diese Gebiete durch Erfahrung hineinbegibt und sich auf den alchemischen Prozeß der Auflösung einläßt. Auflösung von was?? Der Prima Materia des Ego, das ist die Scheiße, der Teer, die Kohle, die dunkle Erde Ägyptens, der Dünger, der Nachtschlamm, die unterste Materie, damit beginnen wir, mit dem Ego, und lösen es durch die Beigabe von Geist auf. Und Geist ist ein kompliziertes Konzept, er ist so gar nicht naiv, er ist phänomenologisch komplizert zu definieren. Aber durch auflösenden Geist heben die Pflanzen die einengenden Strukturen des Ego auf, und das Ego fließt hinaus in die Welt. Manchen Menschen bereitet das Panik, Panik - das Wort kommt von dem Gott Pan, dessen Schreie die Menschen verrückt werden ließen. Für andere Menschen kann Panik eine ungeheure Befreiung sein. Auf jeden Fall bringt es eine Menge Dinge an die Oberfläche, die sich vorher im Unterbewussten versteckt hielten, mit symbolischer Bedeutung beladenes Zeug, das sich auf Dauer in dem sauren, auflösenden, flüssigen Milieu dieses Prozesses nicht halten kann. Dann sucht es sich neu zu verbinden, zu koagulieren, zumeist auf einer höheren Ebene durch die Anwendung eines Prozesses, den man sich analog zu dem des Erhitzens der Alchemisten vorstellen kann, aber psychische Hitze, die die Schlacke oder falschen Annahmen und Verhaftungen vertreibt. Und ihr alle, die ihr schon einmal hochdosierte psychedelische Erfahrungen gemacht habt, werdet nur allzu gut wissen, dass es beinahe unmöglich ist, schweres unnützes Gepäck durch dieses Schlüsselloch mitzuschleppen. Man kann sich ja direkt glücklich schätzen, wenn es einem gelingt, die Seele und den Körper intakt hindurch zu befördern. Was wir hier also erleben bei einer marginalisierten Gruppe von Menschen des 20. Jahrhunderts, von Freaks aller Arten und Orten und Zeiten im 20. Jahrhundert, ist eine beinahe versehentliche Wiederentdeckung der alchemistischen Wahrheiten. Das ist ja eigentlich schon ganz gut, wir können auf dieser Ebene selbstkontrollierte psychotherapeutische Erfahrungen mit Hilfe von Pflanzen unternehmen, und wir können die alchemistischen Symbole dazu benützen, uns durch diesen Prozeß zu führen und das ist ja alles sehr interessant, aber na und? Will sagen, was, bitte schön ist daran so besonders?

 

Ich glaube, einer der wichtigsten alchemischen Grundsätze lautet ,wie oben - so unten‘, und das heißt, daß in jedem auch noch so kleinen Teil der Realität sich ein winzig kleiner Anteil des Widerscheins aus dem großem Ganzen befindet, und in den umfassenden Strukturen sind Geheimnisse über das Allerkleinste verborgen und umgekehrt. Auch dieses Prinzip haben wir im 20. Jahrhundert wiederentdeckt durch die Fraktale Mathematik. Aber die Psychedelik hat uns zu diesem alchemistischen Geheimnis zurück geführt, für das wir keinerlei Begrifflichkeit hatten um damit umzugehen, und ohne jede lebendige Vorstellung von dem, was man den Geist nennt, haben wir unsere Suche soweit gespannt bis hin zum tibetanischen Totenbuch, zum Freudianismus, und es hat etliche Versuche gegeben, die psychedelische Erfahrung diesem oder jenem zuzuordnen. Die heißeste Spur ist heute natürlich der Schamanismus, und weil ich viel Zeit im Amazonasgebiet verbracht habe, kann ich das nachvollziehen. Schamanismus und Alchemie gehen nahtlos ineinander über, das Verbindungsglied, falls euch das interessiert, zwischen Schamanismus und Alchemie ist der Schmied, der Arbeiter am Metall, und in primitiven Kulturen werden der Schamane und der Schmied immer als Brüder gesehen, beide arbeiten mit Metallen.

 

Was das alles zu bedeuten hat? Über unseren persönlichen Wunsch hinaus unsere Wunderkammer der Fantasie mal wieder zu ordnen und aufzustocken, kommt dem eine sehr wichtige Bedeutung zu. Wenn Du dich umsiehst, wirst Du bemerken, daß die gesamte globale Zivilisation sich in eine Art Schmelztiegel zu verwandeln droht. Heute scheint der Planet als Ganzes eine Art Retorte zu sein, in der Prima Materia in nukleare Abfallhalden verwandelt wird, in hochtoxische Giftmülldeponien, in industrielles Wüstland, das Populationen ohne jede Hoffnung zurückläßt, bedroht von ansteckenden und tödlichen Epidemien und Krankheiten. Es ist eine sehr große Menge Prima Materia, die auf dieser historischen Stufe des alchemistischen Prozesses verarbeitet wird.

 

Dieser Entwicklung mit politischen -ismen beikommen zu wollen, ob Faschismus, Marxismus oder Kapitalismus, führt ins Nirgendwo; auf diesen Wegen fährt der Karren nur noch tiefer in den Schlamm und Treibsand. Es gibt an den Wegrändern Menschen wie du oder ich, Leute, mit denen ich zu tun habe, die Lösungen anbieten: Recycling, Geburtenkontrolle, größere Toleranz gegenüber den ungewöhnlichsten Sexualpraktiken, viele viele Dinge werden vorgeschlagen, aber nichts geschieht, da der Urgrund der Gesellschaft noch nicht durchlässig ist, sich noch nicht ausreichend aufgelöst hat, nicht genügend flüssig geworden ist, um für einen neuen Imprint bereit zu sein. In den sechziger Jahren glaubten wir, dass es ausreichen würde, jedem Menschen eine Portion LSD zu verabreichen, und dass danach ein jeder schon das Richtige tun würde, und wir erwarteten gar keinen Widerstand, weil das Richtige und Gute so offensichtlich zu sein schien. Wir wußten einfach noch nicht, dass jeder rechtschaffene Kreuzzug der Geschichte in die lauernden Fänge der Unterdrücker hinein marschiert war. Aber der Geist stirbt nicht. Ich weiß nicht, wie man sie in Europa nennt, aber in Amerika nannte man die Freaks immer schon Bohèmiens. Ich nehme an, ihr habt von der Pariser Bohémien des linken Seineufers in den zwanziger Jahren gehört, und ich habe mich schon immer gefragt, was Böhmen mit Paris zu tun hat, warum man die Freaks so nennt. Das geht auf Kurfürst Friedrich V. und seine Frau zurück, die die Alchemistische Renaissance ausheckten. Seit jener Zeit ist Bohèmien jemand, der politsche Randansichten hegt, sich auf bizarre Sexualpraktiken einläßt, seltsame Drogen einnimmt und komische Ideen vertritt.

 

In den Sechzigern hat das LSD nicht ausgereicht, auch nicht zusammen mit dem Rock ’n’ Roll, es förderte nur die Reaktion und endete wie ein mißglücktes alchemisches Experiment. Statt der Auflösung und Neukristallisierung auf einer höheren, engelhafteren Ebene wurden lediglich tausende von Gefängnissen gefüllt und die ganze Sache scheiterte. Aber der Geist ist DER GEIST, der Geist des Lebens an sich, der Geist der Erneuerung, und er läßt sich nicht auf Dauer unterdrücken. Und jetzt kommt er wieder, nach dreißig Jahren, nach vielen Veränderungen ist er wieder unter uns, und ich nehme an - in Hinblick auf euch, dass ihr bis zu einem gewissen Grad für diese Sache einsteht. Denn es ist der Geist des Dissenz, der Ablehnung, das bedeutet, dass wir nicht den Werten des Materialismus dienen, nicht denen des Ego, nicht den Werten, die unsere Gemeinschaft zerstören. Also hier ist er wieder, und was diesmal anders ist, ist, dass wir Hoffnung haben können, dass wir es diesmal schaffen durchzukommen, jetzt am Beginn des dritten Jahrtausends, ohne die Köpfe hängen lassen zu müssen, wenn wir diese Geschichte irgendwann unseren Enkeln erzählen. Ich stelle euch heute Abend anheim, dass der Unterschied zwischen 1966-1970 und heute in zwei Dingen besteht. Erstens haben wir die Erfahrung von damals intus, und die besagt, ich werde nicht noch ein zweites Mal so dumm sein. Das I Ging sagt: ‘Begegne niemals dem Bösen frontal und nenne es niemals beim Namen‘ - weil es Waffen finden wird um sich zu verteidigen. Wir sind keine Armee, das hat Friedrich nicht verstanden, er war ein König, aber er war keine Armee, als es am Weißen Berg zu der Auseinandersetzung kam, und auch wir sind keine Armee, und somit muß unsere Taktik eine im Verborgenen sein, eine Taktik der Alchemie.

 

Was meine ich mit ,im Verborgenen‘? Ich meine damit, dass die verstopfte Vernunft durch die Kunst infiltriert werden muß, durch Träume, durch Visionen. Und was neu ist, ist, dass es weiterreichende Technologien gibt als die, die uns in den Sechzigern zur Verfügung standen. Sie wurden zwar nicht für uns entworfen, sie waren gar nicht für uns gedacht, niemand hat geahnt, welche Macht durch sie in die Hände der Freaks fallen würde. Nichtsdestoweniger: Durch die perverse Art und Weise der Entfaltung der Welt haben wir Werkzeuge in die Hand bekommen und vielleicht habt ihr hier auch an das Internet und das World Wide Web gedacht. Kein schwuler Jugendlicher in Montana, kein Student des Chinesischen in Botswana, kein Mensch, der irgendwo eine spezielle Vorliebe hegt, muß sich heute mehr allein fühlen. Es gibt kein Alleinsein mehr, man kann immer Menschen finden. Wißt ihr, eines der Dinge die Tim Leary in den Sechzigern gesagt hat und die ich niemals vergaß, obwohl es niemand sonst zitiert hat, wäre damals ein viel besserer Schlachtruf gewesen als ‘Turn on, tune in, drop out‘. Er sagte nämlich auch: ‘Find the others!‘ Findet die anderen, und ihr werdet wissen was zu tun ist. Ihr müßt euch keine Blume ins Haar stecken und nach San Francisco fahren, man geht heute einfach ins Netz, um die anderen zu finden. Wir alle müssen Gruppen von ähnlich Denkenden finden, die Subgruppen der größeren Gemeinschaft bilden, von der wir ein Teil sind. Dann, unter Zuhilfenahme der Technologie, die eigentlich dazu konstruiert wurde, um uns in Schach zu halten oder um uns irgend einen Mist zu verkaufen, den wir gar nicht wollen, benutzt ihr diese Technologie, um Kunst zu produzieren und zu verbreiten, ungeheure Mengen subversiver Kunst. Und jede Kunst ist subversiv. Ich fordere keine ideologische Agenda, die Wahrheit, die aus einem jedem Individuum aufsteigt, ist immer subversiv - und dies ist eines meiner Themen die ich, je älter ich werde, desto stärker verbreite - : die Kultur ist nicht deine Freundin! Das scheint eine etwas seltsame Botschaft für die ausgehenden 90er Jahre zu sein, weil man uns immer sagt: Du bist Jude, aber du hast deine sizilianische Großmutter vergessen, du mußt deine ganze Familie in Ehren halten, du mußt da drin bleiben, sie voran bringen - ich hasse diese Leier, ich bin Ire. Das ist ein komisches von Geistern durchspuktes, verdrehtes Volk. Alle Völker, bzw. alle Stämme haben grauenvolle Geschichten zu erzählen, wie sie fertiggemacht wurden oder andere fertiggemacht haben, und wenn Du aufgefordert wirst Dich zu identifizieren, mußt du das alles auf dich nehmen. Ich lehne das ab. Mein Bruder hat vor Jahren einen Begriff dafür geprägt: er nannte es extra-enviromental, er sagte, wir wollen wir sein, wir wollen nicht Amerikaner, Deutsche oder Engländer sein, wir wollen außer-umweltlich sein, wo auch immer wir hingehen, werden wir Ausländer sein, Fremde, einer, der von außen hineinschaut. Aus diesem Blickwinkel sind alle Orte gleich.

 

Der wunderbare englische Dichter und Schriftsteller Rudyard Kipling schrieb eine Kurzgeschichte für Kinder, sie heißt ,Die Katze die allein lief.‘ Sie erzählt von einem Hund, der an die Höhle des Menschen kommt und sich zu seinen Füßen hinlegt. Aber die Katze kommt nicht, auch nicht wenn man sie ruft, und als die Frau die Katze fragt warum sie nicht käme, sagt die Katze: ,ich bin die Katze, die allein geht, für mich sind alle Orte gleich.‘ Ich glaube, das Transzendieren unserer Kulturen wird für uns eine Frage des Überlebens werden.

 

Ich glaube nicht, dass es möglich sein wird unsere Kultur durch das Nadelöhr des kommenden Milleniums zu führen. Aber wie kann man sich seiner Kultur entledigen, wie kann man sie transzendieren? Indem man in seiner Seele gräbt, mit den Werkzeugen die uns gegeben wurden, um Kunst zu produzieren. So werden Kulturen transformiert. Mit Kunst, die nach oben fließt und die vorhergehenden Kulturformen untertauchen läßt. Das Barock machte Platz für andere, spätere Kulturformen, einfach aus Erschöpfung. Aber aufgepaßt, ein Stil kann sich erschöpfen aber trotzdem weiter existieren, so wie der Manierismus die Renaissance überlebte, und wenn man es den erschöpften Stilen erlaubt weiter zu existieren, werden sie toxisch, werden sie moribund, so wie wenn man eine Leiche zu lange im Haus behält. Es gibt eine Verpflichtung sich des allem zu entledigen, neues zu erschaffen, das Neue herzustellen. Es ist nicht die Aufgabe des Künstlers, als Kritiker zu wirken, was gut ist - und was nicht, diese Entscheidung wird später getroffen, die Gesellschaft entscheidet, was gute und was schlechte Kunst ist, aber das Individuum muß sie hervorbringen. Das seid ihr, ihr seid eine Art Mysterium, eingespannt zwischen zwei Ewigkeiten. Und in dem Moment, da der Mensch auf eine Welt hinaus schaut und sich fragt, ,was ist das?‘, in dem Moment kann Kunst entstehen, und das ist die einzige Art Unsterblichkeit, von der ich mit einiger Gewißheit weiß, dass es sie gibt. Und sie steht allen offen.

 

Gegenwärtig unterscheide ich nicht zwischen Kunst und Technik. Für mich sind beide die gleiche Sache. Ein großer Wendepunkt bereitet sich vor. Die Welt verändert sich. Sie hat sich schon oft gewendet, jedoch nicht derartig zu unseren Lebzeiten wie sie es nun tun wird. Aber jetzt, da sie sich wendet, entstehen viele viele Möglichkeiten. Der englische Biologe Richard Dawkins hat das Wort ,Mem‘ erfunden. Wißt ihr alle was ein Mem ist? Es ist das kleinste Element einer Idee, es ist das, was in der Biologie ein Gen ist, ein Gen auf dem Gebiet der Ideologie. Unsere Aufgabe ist es, Meme zu kreieren, Madonna ist z. B. ein Mem, Katholizismus ist ein Mem, Marxismus ist ein Mem, gelbe Pullover sind Meme. Regenbogenfarbene Dreadlocks sind Meme. Entwerft Meme! Entwerft eure Meme mit Mut und schaut, ob sie sich vermehren, ob sie den Körper der Gesellschaft infizieren. Und wenn ihr wie ich daran glaubt, dass unsere gesellschaftliche Entwicklung sich ähnlich wie die der Ökonomie in der Biologie entwickelt - dann sind diese Meme der Schlüssel zu einer gesellschaftlichen Evolution. Aber nur wenn die Meme losgelassen werden, können sie im Spiel mitmachen. Ich glaube, dass alle in diesem Raum ohne Ausnahme in Sachen Wohlstand, Ausbildung und Freiheit zu den oberen fünf Prozent der Weltbevölkerung gehören, auch wenn du so ein armer gepierceter Metalhead aus dem Mannheimer Kiez bist, du bist trotzdem in einer besseren Position als die meisten Menschen auf diesem Planeten und hast eine bessere Chance, an die Technologie heranzukommen, die die Realität hervorbringt und Einfluß hat.

 

Manche Leute haben das Problem: ,ich hab eigentlich nichts zu sagen‘ oder ,ich weiß nicht, was ich malen soll‘ oder ,ich hab nichts mitzuteilen.‘ In diesem Fall, muß ich anmerken, nimmst Du eindeutig nicht genug Drogen, diese Ausrede lasse ich nicht durchgehen. Wenn das jemand dekadent oder leichtsinnig findet oder destruktiv, dann weiß er ganz einfach nicht, was psychedelische Substanzen sind. Sie eröffnen ein Tor zur Kreativität, sie reinigen die Pforten der Wahrnehmung, und dann, wie Blake sagte, wird die Realität so wahrgenommen wie sie ist, unendlich. Was mit unserer Gesellschaft falsch läuft und somit auch mit uns, ist, dass wir Bilder nur konsumieren. Wir produzieren sie nicht. Wir müssen Medien produzieren, und nicht konsumieren. Die Medien sind ein weites Feld. Man kann ihnen nicht entgehen, was kann man also mit ihnen anfangen? Die einzige Lösung besteht darin, sie in Verantwortung zu nehmen, in Schwung zu bringen, ansonsten wird  man von ihnen vergiftet. Jetzt, wo sich immer mehr Menschen dieser Sache bewußt werden, erleben wir eine ungeheure künstlerische Revolution. Dies ist eine Werterevolution, die weit hinein reicht bis in die Wissenschaft, in die Politik, und in alle Aspekte des Lebens, aber eine Revolution, aus der Fantasie kommend, die ausgelöst und angefacht wird ausschließlich durch die Entdeckung all der natürlichen und synthetischen Substanzen, die das Gehirn in Aufruhr versetzen. Ich will gar nicht leugnen, dass eine Menge sozialer Unruhe damit einhergeht, aber ich kann darauf verweisen, dass in Kulturepochen fast ohne Psychedelik, wie dem 13. Jahrhundert in Europa, auch eine Menge sozialer Unruhe im Gange war. Ich glaube nicht, dass man das soziale Chaos der Psychedelik in die Schuhe schieben kann, das soziale Chaos ist ein endemischer Teil des Systems. Die Psychedelik aber gibt diesem Chaos eine Richtung, eine Dimension des vertikalen Aufstiegs, denn aus der Psychedelik entsteht keine Verzweiflung und keinerlei Selbstsüchtigkeit, sondern wilder Idealismus entsteht als unvermeidliches Produkt jedes durch die Psychedelik angetriebenen sozialen Prozesses. Inwieweit sich dieser Prozeß dann seinen Weg in die Masse hinein bahnen kann, das ist ein anderes Thema.

 

Ich bin mir nicht sicher, ob ich euch diese Sache mit der Technologie stark genug eingebleut habe. Ich hoffe, dass ihr euch alle der Macht des Internets bemächtigt. Es hat mich in den vergangenen Jahren, in den USA fast wahnsinnig gemacht, dass die Ökologen, die Feministen, die Schwulen, die Psychedeliker, die Weltraum-Freaks, dass all diese Leute einander gar nichts mehr zu sagen hatten. Sie schienen nicht zu realisieren, dass ihr Außenseitertum sie weit mehr miteinander verband, als dass ihre kleinen Meinungsverschiedenheiten sie trennte. Und sie merkten nicht, dass ihre politsche Schwäche daran lag, dass sie es versäumten, sich mit anderen ähnlich motivierten oder an der Veränderung der Gesellschaft Interessierten zusammenzutun.

 

Es ist also von entscheidender Wichtigkeit, eine geschlossene Gemeinschaft zu bilden und zwar eine, die eine Richtung hat, und das Internet nützt dazu weit mehr als irgendein anderes Werkzeug  ausgenommen vielleicht der Psychedelika. Und wenn ihr euch der Psychedelika und des Internet und der Musik bedient und das alles miteinander kreuzt, dann habt ihr die Basis für eine Gemeinschaft, die weiter und tiefer reicht als man denkt. Die Leute, die die neuen Maschinen bauen, die die Schaltkreise entwerfen, die neuen Codes schreiben, das sind alles Freaks. Sie arbeiten vielleicht für die kapitalistischen Hunde, na das tun wir ja schließlich alle irgendwie, aber die kreative Stoßrichtung dieser Technologien wird von Leuten wie dir und mir angetrieben, und das ist gut so.

 

Zum Schluß möchte ich noch einmal auf die Wiederkehr der Alchemie zu sprechen kommen. Alle Kultur ist Mythos. Alle kulturellen Geschichten besitzen eine Psychodynamik, von der die Zivilisationen, die diese Mythen leben, nichts ahnen. Man muß die Sache von außen betrachten. Es gibt einen beharrlichen Mythos in der westlichen Zivilisation - nennen wir es ruhig so, um nicht zu präzise zu sein. Bei den frühen Juden begegnen wir der Vorstellung, dass Gott in die Geschichte eingreifen wird. Im Christentum gibt es die Idee, dass Gott und Mensch konsubstanziell sein können. Im Islam existiert ebenfalls der Gedanke, dass Gott in die Geschichte eingreift. Interessanterweise verwirft dann die moderne Wissenschaft diese Theologie, behält aber den Gedanken bei, dass der Mensch wie Gott werden kann. Mit anderen Worten bleibt der Gedanke in der gesamten westlichen Erfahrung konstant erhalten, und dieser Gedanke bestimmt die Weiterentwicklung des Menschen. Jetzt sind wir an dem Punkt angelangt, wo wir die Macht besitzen, diesen Mythos in eine - in Ermangelung eines besseren Wortes - alchemistische Utopie umzusetzen. Ich empfinde es als besonders interessant, dass genau an diesem Hi-Tech-Höhepunkt unseres Abenteuers die Pflanzen zurückkehren, der bescheidenste Teil der Biologie. Die Pflanzen stehen vor uns fast wie Leuchtfeuer, wie ein Versprechen. Ist euch klar, dass die Pflanzen ihr ganzes Geschäft nur mit Dreck und Luft am Laufen halte? Davon können wir nur träumen. Eine industrielle Gesellschaft zu bauen, die nur auf dem Dreck der Umgebung und einem bißchen Luftzug beruht, in der Zucker und Kohlenhydrate aus gasförmigen Sauerstoff und CO2 gebildet werden? Das ist schon ein ziemliches Kunststück! Die Pflanzen stehen sowohl im psychedelischen Sinne als auch im umfassenden Sinne des Königreiches der Pflanzen für das absolute Tao. Sie stehen für das korrekte Verhalten in Beziehung zur Umwelt, für das mühelose Recycling, für je nach Bedarf vegetative oder sexuelle Fortpflanzung, für Immunität gegenüber Schmerzen, für Gleichmut gegenüber dem Verstreichen von Jahrhunderten, immer dabei, Strukturen aufzubauen, immer dabei, das Land von neuem zu befruchten, sie stehen für all diese fürsorglichen Eigenschaften. Man erinnere sich zum Beispiel daran, dass alle Prozesse der Biologie sich unterhalb des Siedepunkts anspielen. Wenn wir Gesellschaften errichten könnten, die das fertig bringen könnten! Während wir bei hunderten und tausenden von Grad Metalle schmelzen und Gift herstellen ... Ich glaube, das die Revolution der psychedelischen Pflanzen zur Nano-Technologie hinführt. Das bedeutet, auf atomarer Ebene die Natur zu imitieren um Maschinen zu erbauen und Prozesse zu handhaben. Dies alles ist eine Verifikation - ein gutes alchemistisches Wort übrigens - eine Verifikation des menschlichen Imprints auf dem Planeten, eine Spiritualisierung der Menschheit und eine neue Ordnung des Geistes, eine Verbindung aus Mensch und Maschine. Man denke daran, dass ein Grossteil der Materialien aus denen die Computer gemacht werden, aus der Erde stammen. Silikon, Glas, Kupfer, Gold, Silber - diese Produkte der dämonischen Kunst, das sind Dinge von denen die Alchemisten träumten. Sie verwandelten Raum und Zeit, sie ermöglichen uns, uns über Entfernungen hinweg zu unterhalten, sie ermöglichen uns in Bibliotheken, die tausende von Kilometern entfernt sind, umherzugehen, keine Information ist zu obskur, keine Person gut genug versteckt um unerreichbar zu sein. Es ist in gewisser Weise die Erfüllung der magischen Ideale, die von Kurprinz Friederich V. und seiner Frau hier in Heidelberg entwickelt wurden und leider von ihm zu früh in Angriff genommen wurden.

 

Ich möchte diese Geschichte möglichst vielen Menschen nahe bringen, die noch nie davon gehört haben. Es ist eine großartige Geschichte und ein wundervoller Mythos, den sich die Underground-Community zu eigen machen sollte, und ich habe sie heute Abend als Projektionsfläche genutzt, für meinen Vortrag über die Dinge die mir wichtig sind: die Psychedelik, das Wiederaufleben archaischer Lebensstile, der Gebrauch der Medien, die Untergrabung dre bestehenden Paradigmen, die Stärkung des Individuums, durch die Auflösung des Ego durch Psychedelika, und ach, weiss ich was sonst noch.

Ich danke euch für eure Geduld und Anteilnahme."

 

 

Quelle:

Terence McKenna's Vortrag im 'Stoffwechsel', Mannheim 1996, erschien unter dem Titel: Träumer von der Veränderung der menschlichen Gesellschaft: Friedrich V., der Winterkönig (und wir), im Zweig Die Grüne Kraft, Verlag Medienexperimente, ISBN  3-930442-44-2. MFG des Hrsg. Werner Pieper. Übersetzung von Sharon Levinson

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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