Die Sehergabe der Frauen

Walas, Walpurgis, Walküren der Walhalla

Walpurgis klingt wie Wall-Burg oder Wahl-Burg. Und besonders ausgewählte, umwallte Plätze waren es, an denen sich in dieser Nacht die Walas trafen, ausgewählte, weise Verwalterinnen von Schicksal und magischem Wissen. Sie wurden auch Walküren genannt und als die „Botinnen des Göttervaters“ Odins, oder Wodans in Wal-Hall, der Wahl-Halle, in Walhalla angesehen. Diese natur- und kräuter- und jenseitskundigen Frauen trafen sich an heiligen Stätten im Wald, die zum Zentrum der Welt erwählt waren (siehe immer auch die Sprachbedeutung: wählen und walten, der schützende Wald). An diesen Orten wurde manchmal der symbolische Weltenbaum „Irminsul“ oder ein „Troja-Burg“ genannter Irrgarten errichtet. Immer hingegen existierte hier ein Zugang zur Anderswelt, der das Stammeszentrum, der „Weltenkreis“, das „Weltenrad“ oder „der ungebrochen Ring“ des „Volkskreises“ war.

In vielen Kulturen haben wohlweislich reine Frauenfeste existiert, aber in der Walpurgisnacht, der Nacht zu Beltane verhielt sich das anders. Das Wahl-Mädchen aus dem geheiligten Bezirk (dem Hain Hag oder Wall), welche die größte Hoffnung für die Gemeinschaft verkörperte (weltlich oder spirituell, je nachdem wie die Zeiten es verlangten), war als jungfräuliche Frühlingsgöttin, besonders für die Zeit des Rituals, als leibgewordene Große Göttin zu betrachten! Sie war die Hüterin der Geheimnisse des Lebens, verantwortlich für den Fortbestand der alten Religion, der Lebensweise und des „ungebrochenen Rings“.

Hinweise auf eine frühe matriarchistisch-lineare Abstammungsordnung bei den Kelten und Germanen gibt es zur genüge. Im norddeutschen Raum verehrte man die Herrin der Disen, altgermanisch Hage-Dise, Hagezuse, die eine Heilerin, Seherin und Geburtshelferin war. Und ebenso, wie Wahlen und Küren ja noch heute das selbe umschreiben, wurde beim Wodansfest, dem Einweihungsfest der Männer sowie zur Walpurgis- oder Beltane-Nacht von den Waltern (Würdenträger) Wahlen abgehalten wurden, so wählten die Walküren (in der mythologischen, traumzeitlichen Ebene) gefallene Helden nach Walhalla.

Offenbar erkannten auch die antiken Dichter in den Walküren Gebilde von höchster Schönheit und Anmut und fragen bewundernd und staunend: “Woher nahmen unsere Vorfahren die Vorbilder für diese holden Schild- und Schenkmädchen Walhallas?” Nun, wie der Römer Tacitus berichtet, wandelten sie mitten unter ihnen - waren es doch die eigenen Töchter, Priesterinnen und Frauen unserer Ahnen. Die Hyperboräer, die rauen Gallier, Kelten und Germanen wussten, dass die „nordische Frau“ nicht nur von äußerer herausragender Schönheit war; sondern dass ihrer Seele eine gewisse Heiligkeit und Seher(auf)gabe innewohnte.

Die Frau galt dem Hyperboräer, Gallier, Kelten und Germanen als gleichwertig, hebt Taticus hervor. Und lange Zeit existierte Achtung und stetige Ballance zwischen den Geschlechtern.
Die Wahlfrauen-Ahninnen holten die „würdig“ im Kampf gefallenen Krieger als Walküren, von der Walstatt (germanisch Wala = Tod) nach Walhall, der Insel der Seeligen, womit die Frauen den Männern den Weg ins Jenseits eröffneten.

Und über das Frühlings-Ritual hinaus, durch die Zeit hinweg, erinnerten sich die Kelto-Germanischen Stämme an die Frau der Urzeit als ein höheres Wesen, die zur Götterwelt einen besseren Draht besaß als der Mann. In weiten Teilen repräsentierten die Walküren die dionysische Strömung der ekstatischen Vision und der Trance, den Verlust des individuellen Bewusstsein. Sie waren das Bindeglied zu den dunklen Göttern und Göttinnen und verwalteten das Wissen um das Einswerden mit der Natur, die in den Riten der Dunkelheit (nicht des Bösen!) ihren Ausdruck fand: im Kult der schwarzen Sonne oder/oder des Mondes.

Warum die gallisch-keltischen Stämme eine Vorliebe für dunkle Götter pflegten, als auch einen starken Bezug zur Jenseitswelt bzw. zur „dunklen“ Traumseite, der verborgenen Innenwelt hatten ist einleuchtend. Entgegen des römischen und griechischen Glaubens, existierte in der Glaubenswelt der Kelten keine Unterwelt, in der Menschen bestraft und von Dämonen gepeinigt wurden. Jäger und Krieger konnten es meist kaum abwarten im Kampf zu fallen und ins Jenseits zu gelangen, um als Einherjer im Reich der Götter, in Asgard, ein Leben zu führen, das eine Glorifizierung des irdischen Lebens darstellte.

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