Hexen, Hagazusen und Disen des Hags - Die Hegerinnen der Natur werden zu Hexen

Hag Dissen, bzw. Hag’sen (römisch übersetzt Hexen)genannte Priesterinnen waren die weisheitskundige, hellsehende Walfrauen des Mittelalters, die den heiligen Haag oder ein anderes Tabu-Gebiet des Kultbezirks schützten und verwalteten oder bei wichtigen Zusammenkünften das „Thing“ mit Haselzweigen einspannten. Disen bedeutet im alt-norddeutschen Hebamme. Hagedisen waren geachtete Hegerinnen der Natur und des Natur- und Heilwissens und Hüterinnen der Stammesbeziehungen zur jenseitigen Götterwelt. In Hag-Idisen steckt der Hag = ein gehegter, abgegrenzter heiliger Bereich. Sie kannten sich aus in Kräuterkunde, Gynäkologie, Geburtenkontrolle und Sternenverläufen.

Sie übten die Funktion der ärztlichen Versorgung der Bevölkerung aus und besaßen enorme Macht, nicht allein weil sie aufgrund ihrer, als magisch betrachteten, Naturkenntnisse in Bezug auf Tier- und Pflanzengifte über Leben und Tod von Menschen entscheiden konnten. Ihre Kräuter fanden sie im Hag (Hagen), einer Trockenrasen-Kultur und einst Tabu-Gebiet (Ödland, »Unland«). Für den Anbau von Nutzpflanzen war es nicht geeignet, aber für Heilpflanzen der idealste Standort.
Im Laufe der Christianisierung entwickelte sich aus verschiedenen Schreibweisen, wie Hag’Disse, Hag´sche, Hägse der Schimpfname »Hexe« aus. In der einheimischen Runenschrift sah das so aus: , aber die Römer kannten keinen Buchstaben X.

Die Hagedisen - nun Hexen - waren der aufkommenden christlichen Kirche schnell ein Dorn im Auge, weil sie durch ihre unglaublich umfassenden medizinischen Kenntnisse und ihr Wissen um die Herstellung von Gift-Elixieren eine gewisse „Macht über Leben und Tod“ ihrer Menschen besaßen. Sie wussten bereits, was Paracelsus Jahrhunderte später aufschreiben würde: „Die Dosis macht das Gift.“ Ihre Tradition und das alte Wissen schöpften sie mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Wissen der Druiden und der Walfrauen oder Walas, jenen weisen Schicksalsfrauen, deren heilige Stätten von den römischen Eroberern und von der Kirche als erstes angegriffen und besetzt wurden. Der Versuch der Kirche, die Heilkräuter in ihren Klostergärten anzubauen, kann rückblickend als erster Schritt in Richtung Pharma-Industrie betrachtet werden.

Wegen des fehlenden Wissens um die richtige Standorte und Erntephasen für die größte Wirksamkeit der Kräuter, hatten die von Mönchen angebauten, »kultivierten« Heilkräuter nicht die selbe Potenz oder Heilwirkung. Das allein war schon ein Grund, zu spekulieren ob der Teufel seine Finger im Spiel habe, aber wenn einmal eine akute Vergiftung in Erscheinung trat, dann wurden die visionären Erscheinungen meist als Teufelswerk betitelt. Und obgleich ihrer psychedelischen (die Seele entblößenden) Eigenschaften dieser toxischen und somit für unsere Vorfahren „magischen“ Rauschpflanzen – unterstellte die Kirche den weisen Frauen, mit Zauberei/Hexerei zu arbeiten, was bis ins hohe Mittelalter als todeswürdiges Verbrechen galt.

In der Tradition der weisen Frauen stehen heute all diejenigen Menschen, die in Heilberufen tätig sind und dabei ihre mentalen (»magischen«) Fähigkeiten zum Wohl der Menschen einsetzen. Es scheint, dass all die Menschen, die eine (wieder neuentdeckte) Naturheilung praktizieren - gegen die sich die Pharma-Industrie und die Schulmedizin vehement wehrt -, die wahren Nachfolger der weisen Frauen sind. Sie haben das Wissen um die Zusammenhänge der Natur wiederentdeckt und wenden es praktisch an, und so manche(r) von ihnen erhält heute wieder Zugang zum „Wissenskreis der weisen Frauen“ und Druiden, als Bindeglied der Gemeinschaft zur lebendigen Erd- und Muttergottheit.

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