Die Hagazussa oder Zaunreiterin

Die Hexe ist die Wanderin zwischen den Welten, ja mehr als das. Seit archaischen Zeiten erfährt sie die Auflösung der Ordnung im Chaos, und damit sehr früh das Verständnis für Ordnung innerhalb, wie außerhalb der Kultur. Seither sitzt die Hag’se auf dem Zaun der Grenze zwischen Zivilisation und Wildnis, Irdischem und Geistigem, Profanem und Heiligem. Sie überblickt, auf vielen Ebenen, die geregelte Welt der Gemeinschaft im Innern und zusätzlich den (scheinbar) unkontrollierbaren, bedrohlich erscheinenden im Äußeren (okkult = unkulturell beschimpften) Welt der Natur. Deshalb wurde Hagazusse bzw. Hagedisse mit Zaunreiterin übersetzt, denn die symbolische Grenze bzw. rituelle Abgrenzung wurde ja im Volksmund u.a. Hag genannt - nach dem Trockenrasen-Kulturen, Wiesenauen und einstigen Tabugebieten (Ödland, ), auf denen die Hexe (Hag’se genannt) ihre Kräuter sammelte.

Viele (meist männliche) Missionare, Politiker, Lehrer unserer Kultur unterliegen noch heute dem Irrglauben, dass sich die Zivilisation innerhalb des Zauns aus sich selbst heraus begreifen könnte, Darüber hinaus sind sie überzeugt von der Ansicht; dass sie umso mehr von der Welt verstünden je weiter sie ihren Zaun in die Wildnis vorrücken. Je weiter sich die Grenze des Wals, des Hags und der Hecke, auf der einst die Hexe, die Hagazussa hockte, zu einer Mauer wandelte, wurden die europaweit entdeckten spiralförmigen Trojaburgen zur letzten Bastionen der Alten Religion. Diese für kultische Handlungen abgegrenzten (beim germanischen Thing eingespannten) Bereiche, galten dem rituellen Austausch von Samen und Blut, von Träumen, neuen Entdeckungen, Wissen und Geist.

Die Mauern der nahe Heidelberg gelegenen Wildenburg bei Amorbach, in der Wolfram von Eschenbach seine Gralsgeschichte in alt-hessischer Sprache verfasste, trennten demnach – wie die Mauern der Feste Trojas (Link Spriralburgen), in die Walisische Schafhirten einmal jährlich symbolisch eindrangen - das Profane ab vom zeremoniellen Bereich, weshalb Riiter ohne Lehn auch "Heckerreiter" geschumpfen wurden. Im schützenden Raum der Burg trafen sich Wissens- und Würdenträger und -trägerinnen. Hier wurden die Blutslinien des alten Glaubens, der Alten Religion gestärkt und Minnedienst (Verehrung der Weiblichkeit & Natur) betrieben.

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