Die Freinacht am ersten Mai - Orgie der Gesetzlosen?

Die Maia- bzw. Walpurgisnacht ist besonders für Ihr ausgelassenes Liebesleben bekannt oder berüchtigt, je nach Auffassung. Maia wie ihr germanisches Gegenstück Walpurga (die Schutz vor Hexen bieten sollte), galten als liebestolle Frauen. Ihre ausschweifende Sexuallität hat der Welt erst die bunte Vielfalt gebracht, die wir heute erleben – und die (sofern wir uns für ihren Erhalt einsetzen) unsere Nachkommen auch in Zukunft noch erleben dürfen. Maia gleicht eher der wilden Lillith (Adams erster Frau) als der braven Eva. Maias grundlegender Wesenszug ist, dass sie nicht binden sondern befreien will, demnach ist in der ihr gewidmeten Nacht alles gestattet, ohne bestrafende Folgen.

Im Alpenraum galt Walpurgis nicht nur als „Freinacht“ in erotischer Hinsicht. Vielerorts fallen am Abend des 30. April auch die sozialen Schranken und wer seinem Herrn oder Stadtvertreter mal etwas heimzahlen möchte, der darf es in dieser Nacht. Es werden Gartentore und Türen ausgehängt, Fenster eingeschlagen und symbolhaft böse Dinge auf das Dach eines Ausbeuters gestellt. Unbeliebten „Honoratioren“ und sonstigen unguten Persönlichkeiten“ dürfen „Spottmaibäume“ und „Schandmaibäume“ in Form dürrer Zweige überreicht werden.

Der Obrigkeit waren diese „Orgien der Gesetzlosen“ stets ein Dorn im Auge.

„Es ist wahrzunehmen gewesen, das gewöhnlich in der Walpurgisnacht vom 30. April zum 1. Mai ein polizeiwidriger und feuergefährlicher Unfug getrieben werde, indem auf dem Lande, vorzüglich durch das Gesinde, Feuer angezündet und mit brennendem Besen herumgelaufen werde, dabei unnützes Lärmen zur Beunruhigung des Publicums gemacht und von Erwachsenen und Kindern aus Muthwillen Exesse aller Art begangen werden.“

Zitat aus der Altenburger Verfassungsordnung vom 16.2.1837

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