Walpurgisnacht - mythische Wurzeln des heidnischen Kults

Die Kulturen und religiösen Inhalte der sogenannten Kelten oder Ur-Germanen gehören für uns mit zu den Unbekanntesten, was es im Bereich Mythenforschungen gibt – obwohl doch auch gerade wir Deutschen die Erben dieses Volkes sind. Durch die gnadenlose Entkeltisierung und Christianisierung – sowie durch den politisch-religiösen Missbrauch der Nationalsozialisten wurden unsere kulturellen Wurzeln immer wieder verdrängt und Vergessen und ebenso, das Vermächtnis unserer ungemein reichhaltigen und geistreichen Kultur.

 

Das Datum der Walpurgisnacht

In der Nacht zum 1.Mai feierten die alten Kelten das Erntefest Lungased. Die Walpurgisnacht steht im Jahreskreis direkt gegenüber des Datums des Halloweenfestes. Im keltischen Kalender hieß dieses Fest Beltane, in Anlehnung an den zurückkehrenden Sonnengotte „Bel“ und das heiligen Feuer, „teine“ genannt. Von reinigendem Feuer umringt und verbunden mit der Wärme der Sonne, verließ die Maikönigin den einen Teil des Jahres und wird vom nächsten begrüßt. Dabei stand ihr der Heros, der Held oder „jüngere Sohngeliebte“ zur Seite. Und so feiern wir mit der „Tanz in den Mai-Tradition“auch heute noch in dieser Nacht die Rückkehr des Sommers, wobei der 1. Mai seit 1889 Festtag und als „Tag der Arbeit“ seit 1933 Feiertag ist. Link_Historie_d.Maifest

 

Revitalisierung zur Jahrtausendwende

Seit Mitte der neunziger Jahre steigt das Interesse an archaischen Kulturen und alternativer, spiritueller oder natürlicher Lebensformen und mit ihm wächst auch der Zustrom nächtlicher Besucher. So beliefen sich nach Schätzungen, die Besucherzahl zur Walpurgisnacht am 1.5.2002 auf dem Heidelberger Heiligenberg auf 20.000 Personen - darunter vorrangig Jugendliche und junge erwachsene.

Sie drängen nun auf Konfliktlösung und Brauchtumspflege und haben ein offenes Gestaltungskonzept erarbeit. Die Jugendlichen wären längst fähig, das bislang durch seine friedliche Atmosphäre geschätze Happening in einer gesunden Ort der Versammlung und Initiation umzuformen und fordern die Stadt Heidelberg auf, ihnen eine sanfte Infrastruktur zu bewilligen.

 

Der Name Walpurga

Walpurga, oder Walburga, war – als christliches Abbild – eine angelsächsische Benediktinerin, geboren um 710, gestorben 779; sie wirkte in Deutschland als Abtissin und Missionarin. Heilige (Tage: 25. 2. und 1. 5.). Nach ihr wurde sichert nicht die sogenannte Walpurgisnacht zum 1. Mai, in der nach der Sage die Hexen zum Blocksberg wandern, um auf Besen zu reiten und es mit dem Teufel zu treiben benannt. Sie ist eine Neuauflage, die christliche Version.

Wal in keltisch bedeutet Fremd oder Abgegrenzt, die Waliser heißen so, weil sie während der gallischen Besetzung in ihrem eigenen Land „Ausgegrenzte“ waren. Der Name Walpurga, bzw. Walpurgis bezieht sich auf eine abgegrenzte Wall-Burg oder Wahl-Burg. An einem umwallten Platze trafen sich in dieser Nacht die Walas (das sind die Ausgewählten, weisen Frauen), auch Walküren genannt. die Botinnen des Göttervaters Wodan in Wal-Hall, der Wahl-Halle.

In der nordischen „Bibel“, der Edda ist die Walküre Brünhild ist von einer Waberlohe umgeben, aus der nur der Ausgewählte sie befreien kann. Wal in „Walküren“ ist ebenfalls die Wurzel von „Wahlen“, „Grenzwall“, „schützender Wald“. So ist die stolze, amazonenhafte Walküre eine sehr alte Erscheinung, stammt sie doch aus der nordischen Edda von „Siegrid und Brunhild“ und sie ist gleichzusetzen mit jenen schicksalskundigen gallischen, germanischen und keltischen Frauen, von denen die Römer berichten und die wir im Kern der Nieblungen Sage von Richard Wagner wiederfinden.Nornen, Dornen, Parzen Feen

 

Von Goethes Faust bis Bibbi Blocksberg

Auch Johann von Goethe trug (ebenso wie Bibbi Blocksberg) dazu bei, dass der Walpurgisbrauch fortbestehen konnte, in dieser Nacht ein mehr oder weniger ausgelassenes Fest zu feiern. Sein Faust wird von Mephisto auf den Harzer „Brocken“ zur Walpurgisnacht geführt, damit er sein Gretchen vergisst, das er im Jammer verließ. Damit er sie vergisst bei seichter Unterhaltung.Man tanzt, man schwatzt, man kocht, man trinkt, man liebt; nun sage mir, wo es was Besseres gibt ?, fragt Mephisto. Und Faust, ganz sinnestrunken mit einer hübschen Frau tanzend, spricht zweideutig:Einst hatt’ ich einen schönen Traum, da sah ich einen Apfelbaum, zwei schöne Äpfel glänzten dran, sie reizten mich, ich stieg hinan.Darauf erwiderte die Schöne:Der Äpfelchen begehrt Ihr sehr und schon vom Paradiese her. Von Freuden fühle ich mich bewegt, das auch mein Garten solche trägt. Das ansonsten so lebensbedrohende Element der bösen Hexe, bzw. dunklen Göttin ist kaum noch präsent. Alle mythischen Aspekte werden in den Hintergrund gedrängt. So findet sich von der Befreiung der heiligen Jungfrau keine Spur, an ihre Stelle tritt der verführerische „Maria Magdalenas“.

 

Teufels- und Hexentanzplätze - Feenplätze der alten Religion

Vielerorts existieren sogenannte heilige Plätze, Kraftorte, urzeitliche Energieplätze mit kultischen Stätten. Berühmt sind die griechischen Orakelstätte Delphi an denen die Pythia mit Rauch und Schlangen orakelte und Eleusis, jener Ort, an dem Sokrates, Platon, Aristoteles und andere Begründer des abendländischen Denkens in die Schöpfungs-Mysterien eingeweiht wurden.
Ein mächtiger Kulthügel in Südengland trägt heute noch den Namen „Maiden Castle“ (Jungfrauen-Burg) und die in ganz Europa verstreuten „Troja-Burgen“ genannten Steinlabyrinthe, die im Volksmund „Jungfrudans“ (Jungfrauen-Tanz) hießen, weisen auf den Reigentanz der „weißen guten Frauen“ (nymphae albae, domina bonae, domina abundia, domina nocturae) hin, die in weiße Gewänder gehüllt erschienen. Auch in Schotland heißen die Feen Gute Nachbarn, (boni vicini). Um sie (als die personifizierte Weiblichkeit und Göttin) rankt sich der Beltane Ritus und das spätere Walpurgisbrauchtum.

Diese Tanzplätze waren heilige Treffpunkte, kultische Bezirke. Sie bildeten das Zentrum der (Stammes)Welt, Plätze an denen die Götter den Menschen entgegen kamen bzw. der Zugang zur Weltenseele „offen“ lag. Oft waren es Ödland-Auen, Baumringe oder Quellen, die von Verwalterinnen, wie den Walküren (Walfrauen) verwaltet und mit einem (magischen oder physischen) Schutzwall ummantelt wurden - jenen Kräuterfrauen, die für das Hegen und den Schutz des heiligen Hains, auch Hag genannt zuständig waren, denn zu „Thing“ genannten Versammlungen und Ratssitzungen und Orakeln, trafen sich hier auch die Stämme beim Beltane-Ritual zum ersten Mai. Aber von den einfallenden Römern, wurden die Hag’sen gemeinsam mit den Diesen (Hebammen) zu „Hexen“ übersetzt, verdammt und verfolgt.

An den meisten der Feen oder später Hexen zugeschriebenen Stätten wurde ursprünglich auch die Ur-Mutter-Gottheit, als allumfassende große Göttin verehrt. Erst nach ihrer Spaltung zum Ende der Bronzezeit, verkommt die einstige lichtvolle Göttinnen und Frauengestalt zur Schlange bzw. zum Drachen Die feminine Kraft wird wortwörtlich in den Untergrund gedrängt. Indogermanische Reiter- und Kriegerstämme bringen ihre solaren jungen Götter mit und verbannen die Göttin in die dunklen Bereiche der Erde (Höhlen) und des Chaos (Nebel und Wasser). Und (mit weitreichenden Folgen für die heutige Frau) wandelt sich das Gesicht der Göttin in Zeiten der Christianisierung erneut: die Jenseitsbotinnen werden von Elfen zu Hexen.

 

Abschied vom Winter und Begrüßung des beginnenden Bergfrühlings

Die heutigen Walpurgisveranstaltungen (z.B.) im Harz beinhalten nur noch den umgedeuteten mystischen Bereich von Hexe und Teufel, nicht mehr den ursprünglich mythischen von Ur-Göttin und ihrem solaren Heros. Feiernd nimmt man Abschied vom Winter und feiert zugleich den beginnenden Bergfrühling, jede/r nach seinem/ihrem Gusto, mal mit Volksfestcharakter, seltener mit einem Mysterienspiel oder Theaterstück, meist aber fröhlich und unbeschwert mit „Tanz und Wahl der Maienkönigin“. Vergessen ist die Verfolgung und Ausrottung Kräuter- und Jenseits-kundiger Frauen und Männer.

Längst vergessen scheint, das die Orte die nun „Hexen-„ oder „Teufels-Tanzplätze“ genannt werden, früher im Volksmund „Feenplätze“ hießen – Plätze an denen wir Menschen der Erdenmutter nahe sein, oder gar in ihren Schoß eintauchen können.
Bei den Griechen gab es weibliche Schicksalsgöttinnen, aus denen bei den Römern die Fata scribunda wurden, auch „Parzen“ genannt, die das Schicksal neugeborener Kinder aufschrieben.
Als im gesprochenen Latein das Neutrum verschwand, wurde die Pluralform von fata als feminines Singular angesehen, aus dem sich das italienische fata und auch das französische fèe und England fairy ableitete. So wurden die fata scribunda oder Parzen, mit der Zeit zu Feen, noch stets befähigt den Willen der Götter zu erkunden.

 

Göttin, Schicksalsfrau, Elfe, Hexe, Drache – die missglückte Menschheitskarriere der Frau

Die Frau, die einst als höheres Wesen gehandelt und als Gleichnis zur Göttin auf Erden und „Hüterin der Weisheit und Walterin über das Stammesschicksal“ verstanden wurde, verkam durch ihre Spaltung in verschiedene, nicht zu vereinbarende Aspekte und durch den Einfluss der mittelalterlichen Kirche zum schadenden Untier. Das heilige Wesen der Weiblichkeit der Natur - und mit ihr die reale Frau - wurde verteufelt und zum schadenden Untier und zur Bestie gemacht. Mit der Zerschlagung der losen Stammesbündnisse und der Unterdrückung der alten Religion, ging der Kampf und schließlich der Triumph des Drachentöters und Erzengels Michael über eine zur Dämonin verkommene Drachengöttin einher.

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