Thomas D aka Reflektor Falke

Dem traumlosen Schlaf den Kampf angesagt

Um den Aufbau der modernen Medienstruktur durch aktives mitwirken umzuwandeln - hin zu Sendern spiritueller Erfahrung - braucht es erwachte Schöpfer und Künstler, die sich als teil des lebendigen planetaren Kunstwerks erkennen! Als Mitglied der Fantastischen vier hatte sich Thomas D bereits mit der vierten Dimension auseinander gesetzt, was Reimpassagen ausdrücken, die sich mit Der Zeit, der Gegenwart ... im ‘hier und jetzt’ sein befassen. Bereits ‘ein Tag am Meer’ war ein Quantensprung des Bewusstseins und ‘Liebeslied’ gleicht einem neuen menschheits-manifest.

Vier Jahre sind inmittens vergangen seit dem ersten Solo Album.. Nun hat Thomas D sein neuestes Album vorgestellt und was dem einen als Gleichnis, als Allegorie zum eigenen sein und der Selbsttransformation und seelischen Wanderschaft auf diesem Planeten erscheint, ist für den anderen nurmehr ein Konzeptalbum mit dieser absonderlichen Comic-Figur. Sein neu erschienenes Album ”Lektionen in Demut” ist eine Kampfansage an das unmenschliche Babylon, die Geistlosigkeit die mit glamourösen (Medien-)Spektakeln der Illusion am Leben erhalten wird; an die Macht- und Bewusstlosigkeit, der wir als menschliche Gemeinschaft in geradezu un-menschlichem Masse verfallen sind. Die phantastische Figur, durch die er sich (und sein Alter Ego) auf die Seite der Sprachlosen und Unterdrückten stellt (also der Subkultur ebenso wie dem Mainstream) trägt den Namen ‘Reflektor Falke’.

Vor einigen Tagen rief Thomas D, bekannt als Rapper der Fantastischen Vier, Vegetarier, philosophischer Friedens-Krieger und Solo-Musiker im Heidelberger Netzwerk-Office der Pyromania Arts Foundation an und lud b.-Eden, den Herausgeber des Rave New World Magazins ein, um gemeinsam mit der Thomas D Band und ein paar hundert Freunden über die Pfingstfeiertage die Eröffnungfeier des ‘MARS-Netzwerks’ zu zelebrieren. Mit genügend Zeit und ein paar Geschenken im Gepäck begab sich unser Heidelberger Bewusstseinsforscher b.-Eden auf den Weg und wurde nach kurzer telefonischer Anmeldung mit dem Shuttle-Service vom Bahnhof abgeholt, um den ‘Mars in der Eifel’, das Gehöft auf dem Vulkanweg anzusteuern. Das Fest findet nämlich auf einem Vulkanausläufer statt; also den Ausstössen eines erloschenen Vulkans, der gerade erst vor 10.000 Jahren zuletzt aktiv wurde und in Sichtweite des Gehöfts liegt.

Als die ersten Bewohner vor zwei Jahren den Bauernhof Hof bezogen, war der Boden bereits abgekühlt und grün bewachsene Hänge, Wiesen und Wälder umgaben das Gelände. Thomas D hatte täglich Rotwildkontakt, wenn er mit seinen Hunden ihre Runde Spazieren ging. Ein Jäger erklärte dann, dass dieser Landstreifen durch die Vulkaneifel südwestlich von Bonn als Rotwild-Schutzgebiet bekannt sei und dass das Rotwild äußerst empfindlich reagiere. Er schilderte ein heilloses Durcheinander, das wie eine Kettenreaktion abliefe, wenn nur einer der sechs großen schwarzen Hunde durch Wildgebiete zöge - da die Hirsche daraufhin ihre Gebiete verlassen, in die Reviere anderer eindringen und die Rudel dadurch versprengt über Strassen springen würden, was Wildunfälle zur Folge hätte. Aus diesem Grund wurde erst einmal ein mannshoher Drahtzaun um das gesamte Gelände hochgezogen und durch Thomas ... ”weil die Burschen es echt nicht kapiert haben”, nach mehrmaligen Ausbrüchen seiner Vierbeiner um einen Schwachstrom-Zaun erweitert.

Und seitdem funktioniert der kleine, am Rande des Dorfes zur Natur gelegene, von seinen neun Bewohnern MARS getaufte Organismus. Von Thomas kleinem Dach-zimmer aus stechen weder Strassen noch anderen Auswucherungen der Zivilisation ins Auge. Hier sitzen bzw. liegen wir nun, um gemeinsam mit Andy Ypsilon, dessen Instrumental-Remix der Single-Auskoppelung Gebet an den Planeten zu lauschen. Der Sound ist dynamisch, tief und zugleich sanft und beschreibt eine meditativ treibende Vortex.
Und ich würde den Datenfluss blockieren, wenn ich nicht weiter über meine Wahrnehmung schreiben würde; denn als ich aus dem Sound zu mir zurückkomme und meine Augen öffne, schwebt über dem Glasdach, unmittelbar in meinem Gesichtfeld ein Falke, zieht Kreise ... fliegt fort und kehrt noch einige Male zurück. Ich erkenne ihn an seinen V-artigen Schwanzfedern; vor allem jedoch daran, dass er mir ins Gewahrsein ruft, mit wem ich hier die kommenden Tage verbringen werde; mit Thomas D. und seinen (wie meinen) Spiegeln, das heisst Menschen, die zusammenarbeiten, resonieren und verbunden sind, externen Aspekten gleich(end)! Tauchen wir doch gleich mal ein idas zuvor genannte Manifest:
”Denn da alle Liebenden innerlich immer noch Kind - und da die die reinen Herzens handeln, unsere grössten Helden sind, rette ich die Welt mit deiner Liebe in mir, - denn ich bin für dich da, nein ich bin wegen dir hier! Da dir die Fähigkeit zu lieben geblieben ist - und die Kraft zu vergeben, ein Bestandteil deines Lebens ist, wurde ich erweckt und was tief in mir schlief, - führt nun Feder und schreibt dir diesen Liebesbrief. Und ich trag mein Herz offen, damit jeder es sieht, kann nur Hoffen du liest dieses Lied, wie einen offenen Brief, dass all die anderen verstehen, wir können in des anderen Augen uns selbst sehen.” (Thomas D., Liebesbrief, 2000)

His-Story
Thomas D. ist längst nicht mehr nur der ‘Stuttgarter Rapper und Mitglied der Reim-Pioniere Die Fantastischen Vier’. Schon früh sprach der Hausmeister Thomas D., über das ‘neue’ deutsche Rap-Genre, also durch energische Texte und Reimpassagen all jene an, die wache Augen, Herzen und Ohren hatten zu hören, zu fühlen und zu sehen.

”Wie eine Revolution, die nicht gegen euch geht, die das bewegt, um was sich euer Leben dreht, die kommen musste, weil jeder hier wusste, wie es wenn es so weitergeht bald um uns steht, ihr werdet zu dem was ihr denkt und schon kennt ihr das Geheimnis, wie ihr Eure Zukunft lenkt(...)”
Sein Songtext Thomas D und seine Philosophie und ebenso Krieger, verweisen auf seine Vorliebe für philosophisch-metaphysische Erkenntnisebenen. So wurde das Intro-Sample zum Krieger Song ”Der Schlafende muss erwachen” z.B. aus dem Filmepos ”Dune, der Wüstenplanet” gesampelt. Auch die Lyriks: ”(...)Surfer des Sandwurms, ...wir zwei waren die Augen des Sturms” oder ”Ich trank vom Wasser des Lebens, das für euch vergiftet ist”, beziehen sich auf den Dune-Epos von David Lynch. Andererseits weisen Thomas D.’s Texte starke Parallelen auf mit Erfahrungen, die durch transpersonale Meditation, Trancetechniken oder psychedelische (die Psyche und somit Himmel und Hölle entblössende) Zauber- bzw. Medizinpflanzen, wie den magischen Pilz. ”(...) und ich wusste der Pilz hatte mich nicht belogen”. (Thomas D. Solo)
Wie dem auch sei, das Kollektiv war bereit und die Kraft des Erwachens, die der deutsche HipHop Barde in seinen vielschichtigen, Mantraähnlichen Reimen darbot, griff über ... auf mich und Menschen, die ihr Wesen auf seelischer Ebene ausgedrückt sahen.

”Ich bin .... wie die anderen und die anderen sind wie Ihr”. (Ich Bin, Fanta Vier 1995)
”Wenn alles, was fälschlich als eigen betrachtet, geopfert und losgelassen und der menschliche Geist in seinen Bestandteilen purifiziert wird, können sich die Schlacken und unedleren Elemente, sprich ”alles was nicht in uns hineingehört, was unser Sein im Keim zerstört” ablösen. Nach dieser atomaren Meta-Fusion des Geistes mit ‘allem was ist’, werden sich ursprünglichere /authentischere (der persönlichen Evolution und Involution entsprechende) Energien und Aspekte um den ‘Neuen Menschen’ einfinden. Daraus erwächst Würde - aus Loslösung, Akzeptanz, Verständnis durch die Wahrnehmung natürlicher Regeln und Gesetzte... und es erwacht die Kraft, mit Zuhilfenahme der ‘Inneren Stimme’ zu Unterscheiden und zu Einen - aus der teilgewordenen, kommunizierenden, erinnerten/integrierten Außen- wie Innenwelt, sowie all den parallelen Jenseitswelten zu schöpfen, die wir wie im Wachtraum, in jedem Augenblick neu erschaffen.” (Der Ofen des Alchemisten: b.-eden)

Rave New World heißt das Magazin für neuronale Alchemie und ockulturelle Evolution, das die Verwebung von Traum- und Trancetechniken, Schamanismus, Musik und Tanz, magischen Heilpflanzen und Bewusstseinstechnologien beschreibt und durch mich herausgegeben wird. Als bewusst prozessierender und fühlender Teil des Planeten, betrachte ich es als meine selbstverständliche Aufgabe und als Widmung an die lebendige Erde, die schamanische Tradition fortzuführen, indem ich selbst Texte verfasse, auf Veranstaltungen innerhalb der magisch-orientierten Netzwerke Vorträge halte, oder Text- und Bildbeiträge freier Autoren einsammle, editiere und auf diesem Wege der Gemeinschaft von Interessenten (in limitierter Form) zugänglich mache. Nebst Terence McKenna, mit dem ich tief verbunden war, kreuzte sich mein Lebensweg mit den großen Alchemisten unserer Zeit: Sasha Shulgin, Dr.Timothy Leary, Dr.Albert Hofmann, wie innovativen jungen Künstlern.
Erstere sind außerordentliche Visionäre und Entdecker, die in den 60ern, wie 90ern die Rolle übernehmen sollten, uns die notwendige ‘Medizin’ zu liefern, mit deren Hilfe Legionen von Menschen von der ‘staatlich verschriebenen Wirklichkeit’ befreit und balancierter und ermächtigter an sich selbst zurückverantwortet werden konnten. Die letzten Ausgaben des Magazins enthalten auch Songtexte des elektronischen Troubadors Thomas D. Der Kontakt und erste Schnittstellen der gemeinsamen Arbeit öffneten sich nach 1992. Damals trat ich mit einer magisch-orientierten, weiblichen Rave New World Leserin in Verbindung. Wie sich später herausstellen sollte, war es die (ehemalige) Stuttgarter Freundin des “Sequenzer-Knechts” Andy Ypsilon, der als Sound-Engineer verantwortlich ist, für die Genetik, sprich Aufbau & Struktur der abgefahrenen Beats, Samples und Sounds der Fantastische Vier.

Auf einer Phillipinen-Reise geschah es dann. Offensichtlich hatten Michi und Thomas am Strand einen rätselhaften Begleiter; oder in Schamanen-Pipi gesessen? Möglicherweise hatten beide, gemeinsam mit einem gewissen Albert dort eine mystische Erfahrung der Nicht-Zeit oder Nun-Zeit machen dürfen. Das Empfinden, ein Einzelwesen zu sein, schien durch die Auflösung der Ich-Idee abhanden gekommen und die bewusste Evolutions-kraft übernahm die leere, egofreie, mentale, vitale und physische Natur ihres Wesens und machte sie zum Instrument seines Wirkens. Anstelle der Ich-Idee, wurde nun das seelische Wesen zum Ausdruck gebracht; die wahre Person ward gefunden; ein wichtiges evolutionäres Ziel war erreicht und kaum zurück, wurde ”Ein Tag am Meer” geschrieben und komponiert. Es sollte eines der edelsten Musikstücke ihrer Reimkunst werden, so klar, so deep, so kraftvoll und vor allem so unglaublich psychedelisch anmutend, dass die Musikpresse, die etwas in der Mainstream-Richtung des ersten Fanta Vier-Hits ”Die Da?” erwartet hatten, das Stück einfach totschwieg.

(...) denn nach dem Öffnen aller Türen, steht am Ende der Trick, des Endes der Suche durch das Finden im Augenblick. Du atmest ein, du atmest aus - dieser Körper ist dein Haus und darin kennst du dich aus. Du lebst, du bist am Leben und dass wird dir bewusst, ohne nachzudenken, nur auf Grund der eigenen Lebenslust. Das Gefühl das du fühlst, sagt dir ”Es ist soweit”, es ändern sich Zustand, der Raum und die Zeit. der Verstand kehrt zurück, doch du setzt ihn nicht ein - jeder Schritt neues Land, wird es immer so sein.
Du spürst die Lebensenergie, die durch dich durchfliesst, das Leben wie noch nie - in Harmonie - und geniesst, es gibt nichts zu verbessern, nichts was noch besser wär’ - ausser Dir im Jetzt und Hier und der Tag am Meer”
(Die Fantastischen Vier, Tag am Meer)

Ich sah klar, als ich über’m Berg war, kein Zwerg war bisher soweit gegangen (...) Ich wusste schon früher warum ich hergekommen war, ich er-innerte mich nicht mehr daran, doch jetzt sah ich klar und verstand: Wir halten unser Universum in der Hand (...)
Kaum ein Musikkritiker wagte es seinerzeit, den Inhalt des Liedes auch nur mit der Beisszange anzufassen, geschweige denn sachgemäß darüber zu berichten. Als Methapher für die Zentriertheit und den Inneren (Seelen)Frieden wurde im ‘inner circle’ der Ausdruck ”am Strand sein oder am Strand liegen” geboren und von Thomas D. fortan verwendet::
”Zu viele Promis im Land, die nicht bei Verstand sind - zu viele Homies im Land, die noch nicht am Strand sind,” (Buenos Dias Messias) oder ”(...)Hab sieben Meere durchwandert, aber sie lag am Strand”

Als Günne, seinerzeit Tourmanager der Vier 1994 das Rave New World Magazin in der Hand hielt, schien es an der Zeit für Ihn in Heidelberg anzurufen, um einige Exemplare des Rave New World Magazins nach Stuttgart zu ordern. Und so sendete ich die jährlichen Neuerscheinung an die Jungs und inspirierte Günne auf diesem Wege zu seinem Albumtitel ‘Pronoia’. Seit den Achzigern andlich mal wieder HipHop Konzerte. Ich war beeindruckt, wie die methapher-gespickte Ausdrucksform, in deutsch klang und wirkte. Kräftig wurden Missstände beklagt, insbesondere die aus Feudalzeiten stammende, festgefahrene und medizinisch unlängst wiederlegte Regelung, Marihuana wegen seiner gesundheitsschädlichen Auswirkungen zu illegalisieren und Kiffer zu kriminalisieren. Stilistisch erkannte ich in Smudo einen Meister der Wortklang-Formung und inhaltlich besang eben jener Hausmeister Thomas D. die Themen, die mich flashten.
Da von ihm auch positives Feedback auf unser Heft und andere Projekte kam, fokussierte ich insbesondere auf seine Entwicklung. Heute sehe ich ihn als Sprachrohr der Sprach-losen, als wahrhaftigen Krieger, als Lehrling der Erde und wachen Netzwerker. Aber bleiben wir geerdet - ihr seid doch alle down mit mir !? Vorrangig ist und bleibt Thomas D Musiker. Über den HipHop transportiert er jedoch einen Diamanten, indem er seine persönliche, innere Entwicklung ebenso zum Ausdruck bringt, wie das a-personale (jenseits der Ich-Idee angesiedelte) planetare bis kosmische Bewusstsein und damit die Selbsttransformation (gelenkte Mutation) des erwachenden ‘Neuen Menschen’ zum lichttragenden Buddha.

”Ich bin der Hüter der Herzen, der Prinz der Poeten, ein Krieger des Lichts, ein Engel des Lebens, Wir sind alle verflucht auf dieser Erde zu verharren, doch wenn ihr mich nicht hört, bleib”ich nur König der Narren!” (König der Narren 2001)

Bereits das Fantastische Vier-Album “Lauschgift” überraschte durch Songs wie Thomas D und seine Philosophie: ”(..) anstatt mich von mir zu entfernen, hab umgedreht und angefangen mich kennenzulernen und jetzt steh ich mit beiden Beinen fest auf dem Boden und mein Kopf ist in den Sternen.” Und die Klarheit und energetische Wortmagie des Songs Krieger überzeugte gar die eingeschworensten Systemkritiker, egal ob 68er Hippies, Goa-Traveller, Acid-Heads, Althippies und selbst meine kritischsten Berliner Hausbesetzer-Freunde!



(Krieger, Lauschgift)
Als Aufruf an den moderen Stadtschamanen, erhielt das tribalistische HipHop-Meisterwerk enorme Resonanz, sodass Krieger von And.Y. neu remixed und 1998 auf dem Cybertribe CD/CDRom Sampler Der Alchemistische Kongress erneut veröffentlicht wurde. Über die HipHop-Szene hinaus wurde es als Anthem in den subkulturellen Bereich der NewAge- und PsyTrance-Szene hineingetragen. In- und ausserhalb der schamanisch, magisch oder psychedelisch orientierten Gemeinschaft, erschien denen die wache Herzen, Augen und Ohren hatten zu Fühlen, zu Sehen und zu Hören, ein neuer Komet am Sternenhimmel; eine neue Kristallisation im alchemistischen Prozess; ein erster Akt der Glorie. (...) der Zauber der Musik gibt auch dir die Kraft - geh den nächsten Schritt dann hast du es geschafft, der Krieger zeigt dir ein Stück freies Land - einen Platz in deinem Kopf den er fand und gibt dir seine Hand, die du berührst und du spürst ihr seid Eins, es geschieht - ihr habt die selbe Vision, jetzt siehst du was er sieht. Und ihr seht Krieger überall und alle sind dir bekannt - jedes Gesicht jede Geschichte ist mit dir verwandt ...
sie kämpfen für das Leben, Krieger sind deswegen hier - leben für den Traum und alle sind ein Teil von dir und geben dir ein Gefühl wie ein Schild, du hast es lange vermisst - dass solange du kämpfst, du nicht alleine bist tritt in den Kreis und mach wahr was du weisst - und die Erkenntniss bringt die Kraft mit der du dich befreist und befreit von Angst, ganz gelöst, erlöst was in dir döst.(...) denn dann wachst du auf und dein Traum geht weiter, weil der Zauber wirkt!”


Nach zwei ausgedehnten Tourneen wurde 1996 Live & Direkt veröffentlicht, auf der die grossen Fanta Vier-Hits wie Was Geht, Populär, Sie ist weg, etc. live und Remixe von u.a. Genug ist genug die Krupps), Krieger (Aphex Twin) und Tag am Meer (Waxdoctor) enthalten sind.

Populär
In den Folgejahren vertieften sich die einzelnen Mitglieder der Fantastischen Vier in ihren individuellen Stiles und Solo-Projekten. Vorbei die Zeit, in der sich ‘Die Vier’ (mit eben jenem Taxi/fahrer) gemeinsam aus der Stuttgarter Lieblingskneipe heimkarren liessen. Mit dem Boom der HipHop-Kultur, wurden “Die Vier” fester Bestandteil der Medienwelt. Vor vier Jahren präsentiert ”Thomas D” sein erstes ”Solo” genanntes Album, auf dem die Lemonbabies Beiträge lieferten und an die 10 verschiedene Acts und Bands kollaborieren sollten. Dieses Projekt verdeutlichte seine Bereitschaft und sein Feingefühl - in der Zusammen-arbeit mit anderen auch den entsprechenden Raum zur Präsentation dieser Gastmusiker zu gestalten - was am klarsten durch den Song in den Vordergrund tritt, in dem Nina Hagen in ihrer typisch divahaften Art ”Du hast mein Herz geklaut” singt.
Und mit Rückenwind ging die Reise weiter & Thomas D gelang die mit den Fantastischen Vier zuvor erprobte Gradwanderung. ”Erfolg ja, ich will dass viele Leute die Platten hören, aber ich habe noch nie etwas explizit dem Erfolg zuliebe gemacht.” Entsprechend schafft der neuzeitliche Poet es auch im darauffolgenden Duett mit Franka Potente in ihrem technoiden Song ‘Wish’ (sowie Soundtrack zum Film ”Lola Rennt” 1999) in eindrucksvoller Weise, die engelshaften Wesenszüge der transpersonalen Seinsebene in Worten zu übermitteln:
”I wish I was a writer - who sees what’s yet unseen, I wish I was a prayer - expressing what I meen, I wish I was a forest - with trees that do not hide, I wish I was.a clearing - no secrets left inside.” ”Komm zu mir, komm zu mir zurück (...) oh Baby bitte, bitte lauf, lauf - gib nicht auf, ich hab dich vermisst, es fressen mich Dämonen auf, wenn du nicht bei mir bist. Ich tu was du verlangst, hab keine Angst, ich lass dich nicht allein, denn uns gehört die Welt, wir können alles sein - doch jetzt sind wir auf uns gestellt! Wir zwei be-schreiben Stille, die jeden Krach umhüllt, besitzen ein Bewusst-sein, dass jeden Raum erfüllt. Auch du wirst mich vermissen, wenn keiner bei dir ist, denn ich will von dir wissen, wer du bist.(...)

”Auf dem Fanta Vier Album 4/99 - dem Albumtitel der zugleich das Erscheinungsdatum war - präsentierte Thomas mit dem Song Millionen Legionen ein anderes Kapitel und eine nicht minder kraftvolle Fortsetzung des Krieger-Songthemas, das er für “seine Familie” geschrieben hatte:
”Und du findest in mir, mit was ich mich Verbunden hab, ein Schatz den ich mein Leben lang gefunden hab. Mit jedem Satz bitt’ ich dich, benütz’ mich, stütz’ dich auf mich, mit dem Wissen aller Weisen dieser Welt beschütz ich dich.
Wo ich bin stehn sie und wo ich geh”, geh`n sie`, ich hab sie hergebeten, doch die wenigsten seh`n sie. Wir werden erwachen unter falschen Propheten, um als Kinder dieser Erde unser Erbe anzutreten.”
“Ich bin der Hüter der Herzen, der Prinz der Poeten, ein Krieger des Lichts, ein Engel des Lebens, wir sind alle verflucht auf dieser Erde zu verharren, doch wenn ihr mich nicht hört, bleibe ich nur König der Narren!”
(T D, König der Narren 2001)

Als gefallener Engel, der fremdbestimmt aus den Himmeln verbannt wurde, hatte der deutsche Reim-Interpreneur (wie wir) einst sein Erinnerungsvermögens eingebüsst. Nun, mit seiner Strandung dem Wiedererlangen der Erinnerung = Bewusstheit, wurde er offensichtlich vor die Wahl gestellt. Wie bei der Versuchung des heiligen Antonius durch den Teufel, stand auch der schwäbische Rapper an einer Weggabelung. In Ihm lag die Macht, (sich) zu entscheiden, entweder ”zum einzigen Mann in einer Welt voller Frauen” gemacht zu werden, oder als ‘Boddhisattva’ (Buddha-Aspekt) freiwillig in die dichte Materie zurückzukehren, um dabei behilflich zu sein, die ”Menschen die ihre Gefühle wie ein Schild vor sich hertragen” aus den dunklen dämonischen Sphären; ihren Matrix-generierten, selbsterschaffenen Höllen zu befreien. ”Wofür hast du dich entschieden und wo sind deine Träume geblieben, wo sind sie geblieben? Komm geh hin, heb’ sie auf, lass sie nicht liegen !” (Looser 1999)
Wofür Thomas sich entschied, verdeutlichen seine Textpassagen: ”Als die Planeten sich deckten wurde ich geboren und als die Götter es nicht checkten, hatten sie mich verloren.” ”(...) im Kampf um Eure Seelen seid ihr nicht mehr allein (...) ich sehe was ich noch zu regeln und zu klären hab (...) zur Klärung der Vergangenheit”

Lektionen in Demut
”Die Welt ist verloren, wenn du dich aufgibst - mit allem was du verurteilst, verurteilst du dich selbst. Etwas abzulehnen heisst, einen Teil der Schöpfung zu verneinen. Mich nennen sie den wandernden Wissenschaftler, und meine Fähigkeiten können dir von Nutzen sein. Mit Hilfe meines Instrumentariums, gebe ich dir die Möglichkeit zu erkennen, wer du wirklich bist, und ‘Reflektor Falke’ ich rate dir: nimm diese Lektionen in Demut” (...denn) ”Du kannst vor allem fliehen, nur nicht vor dir selbst.”
Vor einigen Wochen erschien nun ”Lektionen in Demut”. Auf seinem zweiten Album bringt Thomas D. (in der mit Freunden und Band teils auch auf dem MARS eingespielten und von Andy Ypsilon und Ralf Goldkind gestalteten Klangwelt) sein und seinesgleichen Erleben und Erfahren, in der gesamten Bandbreite von ”Liebe, Trauer und Wut” als Kunstfigur ”Reflektor Falke” zum Ausdruck. Und setzt ganz nach der Devise ‘spoken poetry’, die musikalische Grenzüberschrei-tung in seinen Texten fort: ”Ich werde meinem Karma folgen, ich kann in die Zukunft sehen, lass es dich nicht zerstören, lass uns auf die Liebe schwören. Schick die Dämonen in die Hölle, wo sie hingehören, im Glauben daran, dass nichts bliebe - ohne die Liebe. (Reflektor Falke, Uns trennt das Leben 2001)
Das Konzeptalbum besitzt nun auch einen Spannungs-bogen; eine Geschichte, in die man hineinreisen, an der man teilhaben und von der man Teil werden kann! Für Thomas D. ist es ”ein Aufruf zu mehr Bewusstsein und Selbstverant-wortung: “Ich wollte ein Album machen, dass deine ganze Aufmerksamkeit fordert, dass dich richtig in sich hineinzieht. (...) mein Schaffen war in dem Jahr, in dem ich ‘Lektionen in Demut’ gemacht hab’, eben einfach so, dass es dich am Kragen packt und schüttelt.” Reisen wir kurz gemeinsam in den Prolog der Geschichte:
”Jeder hat seine Geschichte - und jede Geschichte hat Ihren Helden. Doch auf diesem Planeten scheint es mir so, als hättet ihr ”Menschen”, wie ihr euch selbst nennt, vergessen, was es heisst, ein Held zu sein. Es scheint ihr drückt euch vor der Verantwortung, euer Leben in die eigenen Hände zu nehmen und somit die Helden eurer Geschichte zu werden.” ”Ich bin nicht euer Retter - ich bin nur der Pausenclown, und so wie mich eure Erheiterung nährt, vernichtet mich eure Verachtung. Das ist mein Schicksal - so präsentiert sich meine Geschichte. Am Ende jedoch werdet ihr sehen, dass es auch eure Geschichte ist.
Denn ich bin Reflektor Falke.
”Es gibt auf dieser Welt nur ein ent- oder weder, lern oder stirb durch meine Feder (...) Ich bin der König der Narren und so wie jedes Lied ein Mantra für die Heiligen, ist jeder Beat mein Gebet, um dich zu reinigen. Ich bin der König der Narren, doch wer wird folgen, wenn ich von Erwachen sing’ und euch nicht mehr zum Lachen bring’? Wie lange wollt ihr weiter euren falschen Helden huldigen und gottloses Verhalten vor euch selbst entschuldigen? Dies ist mein Todestag, denn wir sind alle vernetzt und durch den Schmerz den ihr tragt fühl ich mich tödlich verletzt. Hab mir mein Leben lang geschworen für euch alles zu geben, doch wer ernährt meine Seele - wer hält mich am Leben hält sich fest an Zeilen, die zu schreiben ich fast nicht im Stande bin, weil ich mit meiner letzten Kraft am Rande bin?.” (Kapitel 2, König der Narren)

Und spätestens wenn Thomas a.k.a. Reflektor Falke - der gefallene Gott, im Namen der Menschlichkeit, die niederen und höheren Tiere (eingenommen uns höhere Affen) um Verzeihung für die erlittenen Qualen bittet und mit seinem Gebet an den Planet, an einige Regeln der Ko-Evolution mit der lebendigen Mutter Erde erinnert, wird der erwachte Aspekt des höheren, göttlich-goldenen Buddha in uns selbst berührt. Und dass er diese Zeitphase, als ”die dunkelste Zeit vor dem Sonnenaufgang” bezeichnet, verbindet ihn mit Euch und der Pyromania Arts Foundation und den vielen anderen wie wir. Wir sind weder depressiv noch unrealistisch, wenn wir unsere Visionen als Erkenntnis ausdrücken und zur Diskussion dieser zeitgemässen ‘Themen’ auffordern.
”Wir unterbrechen die Nacht mit unseren Konzepten” und die Früchte unserer gegenseitigen Inspiration, Verbindung und Stärkung wachsen mit uns heran, während sich das planetare Bewusstsein verdichtet. Wie lange es dauern wird, bis dass unsere Geist- und Emotionalkörper wach, offen, ehrlich und stark genug sein werden, die Dinge in ihrem wahren Licht zu sehen? Wie sehr all die Freunde, Verwandten und gut genährten und gekleideten Mitmenschen, obgleich (oder wegen?) ihres Wohlstandes und all der technologischen Errungenschaften, enormen geistigen Mangel erleiden, und wie arg dieser gewaltige Irrweg des kollektiven Traums, einem Berg gleich auf der gesamten Schöpfung und somit auf uns lastet, bestimmt jeder Einzelne von uns in jedem Augenblick.

”Was gegen uns geht, geht gegen mich.” (Reflektor Falke)

Das bisherige Feedback der Presse mag gross sein, geht jedoch selten über einen gewissen Horizont hinaus. Man empfindet und beschreibt das Album als ”düster und depressiv” oder ”angsteinflössend”. Ja - auf diesem Album der Kampf mit dem Ego ein Thema. Möglicherweise fällt es vielen schwer, sich nicht mehr mit dem Körper (dem Leben, dem Denken) zu identifizieren, der ja nur als Gerüst des Geistes behilflich sein wollte, bis “unser Untermieter”, das Ego auswucherte und die Affen ausser Kontrolle gerieten. Was jenen nun Angst macht, ist des anderen interner Prozess der Wandlung ... hin zur Sicht und Erfahrung des Kriegers. TDs Zauber besteht im Perspektivenwechsel. Als unterschiedliche Personen, mit der Stimme vieler sprechend und wenn er wie Personen argumentiert geraten all jene, die die trans- oder a-personale Seinsebene nie erfahren haben, leicht ins Schleudern. 1995 mit dem Song Konsum ”Ich seh’ du traust mir nicht so ganz oder - denn innerlich gehst du ein bisschen auf Distanz oder!?” ebenso wie in Wo ist dein Paradies: ”(...) du wünschst die ganze Welt zum Teufel, als wäre das Illusion, ich nehm dich beim Wort, denn deine Seele hab’ ich schon.”
”Die Comic-Kulisse soll dem Zuhörer das Gefühl geben sich einlassen zu können, auf diese Welt zwischen Himmel und Hölle, Erleuchtung und Verdammnis. Die Krassheit besteht darin, Szenarien zu entwerfen, die vielleicht noch nicht Realität sind, aber für mich durchaus spürbar.

Wir müssen (...) uns wirklich bewusst machen, dass diese Welt des bunten, nichtssagenden Voyeurismus mit der Realität nicht gleichzusetzen ist... (Denn)...zugleich kennen Umweltzerstörung und Menschenverachtung keine Grenzen. Diese Platte ist mein Schrei, mein Aufruf, um dieses Bewusstsein zu wecken.”, sagt Thomas D. und bekräftigt damit die Ausrichtung jener, die dieses alte wie neue ganzheitliche Bewusstsein vertreten.

Die Gemeinschaft nimmt solche Aussagen, wie die Aussen- und Innenwelten auch von geistiger Warte zu betrachten - also mit den Augen der Kinder und unverhülltem Herzen, dankbar an. Auf sein derzeitiges Leben auf dem MARS angesprochen, klärt Thomas kurz und klar:
”Ich habe Spass am Leben. Ich mache morgens gern die Augen auf und gucke, was passiert.(...) Der Mars ist das beste, was mir geschehen konnte. Die Moderne Anstalt Rigoroser Spakker (lacht); der Platz den wir hier zusammen gefunden haben, ist das Paradies für mich, der Ort, wo ich zuhause bin. Hier mit meinen Hunden, den Tieren in der Natur und meiner Familie. Und wir betrachten uns hier alle gleichwertig und sind gleichberechtigt.”

Und auf die Frage, wie das WG-Leben denn so funktioniert, hebt er hervor:”Ich finanziere zwar einen Hauptanteil dieses Projekts, sehe mich jedoch weder als Gönner noch als Boss oder Guru und ich werde auch nicht so behandelt (...) wir haben den Mars nicht einfach so gegründet und auch nicht für diese Eröffnungsparty (...), normalerweise sind wir hier, im Auftrag der Musik und der Revolution!” Hippie-Kunst-Kommune oder Netzwerkpunkt einer revolutionären Bewusstseinsbewegung -was ist der MARS ?

”Was ist denn los Kind, keine Zukunftsvision mehr - hat unsere Jugend keine Rebellion mehr. Was ist mit Dir kaum erwachsen und schon kein Idol mehr und du alter Mann, sagst keinen Ton mehr!“
Reflektor Falke, Wo ist dein Paradies?

Das Gelände auf dem einstigen Bauernhof, mit seiner alternativen Infrastruktur, bot zur Eröffnung vielzählige Beschäftigungsmöglichkeiten für die angereisten Gäste. Nebst einem grossen Gutsherrenhaus und drei Nebenhäusern, existiert eine Werkstatt und eine umgebaute Stallung, die als Proberaum dient und sich mit der niederen Bühne auch für Live-Auftritte gut eignet, wie sich bald herausstellen sollte. Nachdem am Samstagabend statt der geladenen ein- bis zweihundert, ca. 400 Gäste mit Freunden auftauchten (glücklicherweise auch der Stuttgarter Taxifahrer, mit dem ich zurückfuhr), mussten die Organisatoren nebst dem Catering noch einmal 50 italienische Essen beim örtlichen Pizzabäcker bestellen. Spätestens von da an war der weltliche Hunger gestillt und es konnte die gesamte Nacht hindurch geplaudert, getanzt und musiziert und gechillt werden. Immer wieder gab es kurze, grosse Auftritte von Künstlern und Musikern des Mars-Musik Samplers und Mitgliedern der Thomas D.-Band. Die DJ’s spielten einen gehörigen Groove und die Menge war feierwillig. Ob die Anwesenden Michi Beck oder Smudo ein paar Live-Einlagen zum besten gaben oder nicht, kann ich nicht schreiben - einfach “zuviel” geschah spontan und zeitgleich ... und das schien mir auch so konzipiert.



Im Beisein von Heike fütterte Thomas frühmorgens das urige Hausschwein Erika. Hinten im Gehege steht noch das Wohnmobil, mit dem Thomas bis 1999 unterwegs war, bevor sich hier in Deutschland neue Alternativen auftaten und er und seine Mitbewohner in der Eifel landeten bzw. strandeten.
Im Gutshaus, neben dem blauen Essens-Saal befinden sich noch ein kleines Büro, ein Wohnraum und die Gemeinschaftsküche, sowie der Rote Raum, der während des Nachmittags hinweg von den Hare Krishnas zum Chanten (Singen von Mantren) genutzt und zum Heiligen Raum umgenannt wurde. Hier entstand im Flow auch unser spontanes Sonntagmorgen-Konzert, mit schamanischen Trommeln, Kontrabass, Perkussions und Geige statt.

Ein weiterer interessanter und eingeplanter Effekt fiel mir auf. Obgleich dieser rote Raum das Herz des Hauses darstellt, da seine Seitenfenster zum Innenhof und die halbrunde Rückwand zum im Hof angelegten, mit Lavagestein umrandeten Natur-Schwimmbecken weisen, wird der direkte Sichtkontakt in die bzw aus den vorhandenen Fenstern, durch Milchglas und rote Holzplatten mit kreisrunden Ausspaarungen, verhindert. Das Design dieses fast Eckenlosen Zimmers, dessen Kaminsimms bereits von den vorherigen Bewohnern mit einem Engelsgesicht und einer Dämonenfratze, zwischen einem Auge in der Pyramide geschmückt worden war, wurde von Heike und Berliner Freunden erstellt und erst vor Ort passgerecht eingebaut. Der Dachsims des Raums ist halbrund mit weissem Stoff bespannt, wodurch das Licht der überwiegend rotfarbigen Liquid-Diaprojektoren hell leuchtend in den Raum reflektiert wird. Am Boden gegenüber vom Kamin, auf zwei Ebenen halbkreisförmiger Sitz- und Liegeplätze, sind die Sitzkissen mit rotem Velour bespannt und auch die kreisrunden Lampen sind mit rotem Stoff umhüllt. Ja, selbst die Lampenkabel sind mit Velour umkleidet und das blitzende Metall der kupfernen Fenstergriffe mit weissem Filz. Welch ein prächtiger Raum für Innere Astronauten - für erholsames Landen und Ruhen vor, während und nach Trance-Tänzen und Ritualen für Kinder jeden Alters! Während hier bei einem Ambient Live-Set gechillt, gelacht, geschlafen und geträumt wurde, konnte Mensch nur bei gekippten Fenstern hören, wie der Windzug den Beat der DJ’s bis in die Morgenstunden herübertrug. Am folgenden Nachmittag mischte sich der Sound des kommenden musikalischen MARS-Projekts; der Hardcore-Act Son Goku und Clueso’s frischer, unterhaltsamer Reggae und HipHop-Charme, ganz sanft und hintergründig mit den Mantren der musizierenden Hare Krishna Jünger. Nicht nur der rote Raum, sondern der gesamte Mars enthüllte mir im Verlauf des Events seinen Charakter.

Der MARS, das ist ein ‘vitaler Space’ für verschiedenste Möglichkeiten zur Selbstfindung und Selbstentfaltung. Immer wenn ich mich wieder in Bewegung setzte, konnte ich beobachten, wie sich die übergreifende Energie der innigen Atmosphäre und die vielen kleinen, parallen Universen zu einem farbenprächtigen Multiversum verwoben und verschmolzen hatte. Ich fühlte mich warm und wohl, und war froh über die Entscheidung, allein mit dem Zug hierher gekommen zu sein.

Nach etwas Ruhen, Schmusen oder Schlafen... irgendwo in einem der Häuser, im roten Raum, auf einer Couch, vor dem lodernden Kaminfeuer oder den aufgebauten Army-Zelten mitsamt den Feldbetten (vorm Hoftor), bekamen wir in den Morgenstunden Saft, Tee, Kaffee, Landeier oder vegetarisches Frühstück und Mittags ein vegetarisches Catering serviert. Ja, und während der S.M.U.D.O. sich mit den Krishna-Anbetern verkrachte (weil er die leckeren Curry-Kartoffelchips mit den Fingern angefasst, in die Minz-Sosse getaucht und nach Weltsicht der Krishnas sein Karma beschmutzt hatte), hatte Thomas sich mit einem (leider etwas unprofessionellen) Radioreporter, für eine ISDN Live-Schaltung eines der grossen Sender, ins hauseigene Studio zurückgezogen um über den MARS zu plaudern.

An den Vorbereitungen zum Eröffnungsfest hatten alle Bewohner schon seit Wochen gearbeitet und noch stets war dieser kreative Flow vor Ort. Draussen, auf dem Skater-Park, neben der BMX-Ralleybahn vorm Innenhof, führten die Skater und Radfahrer ihre Kunststückchen vor und unterbrachen ihre spielerisch, fliessend wirkenden Turn- und Bewegungsübungen nur wenn es mal kurz regnete, um sogleich die Bahn wieder mit dem Wischmopp zu trocknen .... und mit ihren Übungen fortzufahren. Im Treppenhaus des Herrenhauses, dass die vorübergehende Mitbewohnerin Gisine begonnen hatte, zu bemalen und künstlerisch zu gestalten, konnten die Gäste die Ausstellung ihrer spacig-mystischen, farbenfrohen Aquarell-Bilder und Zeichnungen betrachten, die sie unter dem Künstlernamen G-Punkt dort ausgestellt hatte. (siehe Fotos) Oben, unter dem Dach gab der Ergotherapeut Matze verschiedenen Besuchern Massagen. Neben dem talentierten, jungen Berliner Künstler b-fly aka.Thoas, fertigte auch der Düsseldorfer Sprayer Falk ein ca 6 Meter langes Graffity-Bild, das den Titel Soulfood trägt. Es zeigt einen grimmigen, glatzköpfigen Anzugträger, der gierig, mit Messer und Gabel in den Fäusten, über seinen umgebundenen Latz hinwegschaut... ein Latz dessen Grün langsam in die Wiesen der Eifellandschaft mitsamt ihren Vulkanen, Kuhweiden und kleinen Häuser und Kirchen morpht.
Nebst Komi, dem mächtigen Vertreter des afrikanischen Kontinents, Cinderella Dream Eileen und vielen weiteren (der mir bei diesem ersten Besuch namenlos gebliebenen) Anwohnern, sprang auch Thomas D. spontan auf die Bühne und rockte das Haus. Am Sonntagabend als sich die noch Verbliebenen über das Gelände verteilt befanden, sagte er zu uns: “Ich habe in dem Song schon von diesem Platz gesprochen; vom Mars. Damals war ich noch mit dem Wohnmobil auf der Suche und ...nun sind wir hier!”

Und dann sang unser Troubadour, Freund und Mitstreiter eine locker-fluffige Reggae-Version seines Songs Rückenwind: “Ich packe meine Sachen und bin raus mein Kind, Thomas D. ist auf der Reise und hat Rückenwind. Ich sage euch auf diese Weise, alle die am suchen sind, sind mit uns auf der Reise und haben Rückenwind. Ja wir fahren auch über Wasser wenn da Brücken sind, ey der Typ hat eine Meise aber Rückenwind. Wir betreten neue Wege, die wir noch nicht hatten, ich nehm euch mit ‘n Stück in meinem Windschatten.”
Unten im Garten, am Lagerfeuer nahe bei Seeseas Spacebar sitzend, knabberten wir an den köstlich-kräftigen Energiebällchen, leerten aphrodisierende Pflanzenelixier- Coctails und in einem Moment kristallener Klarheit stoppte der Zeitfluss, der (Rücken-)Wind brach ab und es wurde still... und als sich der Frieden in wachen, geklärten Augen wiederspiegelte realisierten wir erneut, dass wir uns in einem “wahrgewordenen Traum” befinden...

(...) und wo ich bin gehen sie und wo ich steh stehen sie, ich hab sie hergebeten, doch die wenigsten sehen sie (...) alle Superhelden, alle grossen Meister, alle Highlander, alle Krieger, alle guten Geister, alle Superfreaks und Auserwählten” (...) “millionen Legionen hinter mir im Hier.”

Als Verfasser dieses Artikels danke ich den vierbeinigen und insbesondere den zweibeinigen Bewohnern des Mars, wie deren Helfer (sichtbare wie unsichtbar, kriechend und fliegend ;-)), für diesen harmonischen Netzwerk-Knoten-punkt und für das Festigen der Liebes-Vision!


www.thomasd.de

Quelle: Rave New World 2001/2003 Thomas D. wurde besucht von Boris Hiesserer aka b.-Eden (www.Pyromania-Arts.de)Und er hat für Euch aufgepasst: Vereinzelte Zitate entstammen dem erwähnten Radio-Interview sowie einem Gespräch mit dem anwesenden Reporter des Musik-Express..

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