Medienschamanismus - Das ethisch-ästethische Paradigma

Der erste MedienSchamane bemalte die Höhlenwände von Lascaux. Er brachte seine individuelle Antwort an die planetarische Lebensform zum Ausdruck, indem er die heiligen schamanischen Trancevisionen zeichnete. In Tierhaut gewickelt und sich barfuß über scharfen Feuerstein voran kämpfend, war er unter seinen Clan-Mitgliedern der erste, der anfing, seine Visionen durch jene Methoden zu verkünden, die sich während der Jahrtausende zu dem entwickelten, was wir heute (ca. 18.000 Jahre später) als die uns alltäglich umgebende Medien- und Kommunikations-Technologie kennen und verwenden. Als magische Werkzeuge, die es uns ermöglichen Zeit und Raum zu überwinden.

Seit frühesten vorgeschichtlichen Zeiten ein Trancetechniker, versteht der moderne Schamane Medien als funktionelle Mittel, um durch Ritual und Magie Wirklichkeiten zu entwerfen. Und ebenso wie die Hexen und Alchemisten zielt die Arbeit darauf hin Visionen und Utopien zu entwickeln, die in die Gewebe der künftigen Wirklichkeit eingewoben werden, in der die obrigkeitsstaatlichen Strukturen aufgehört haben zu existieren.

Unter diesem Gesichtspunkt werden Medien durch die Nutzung von Hochtechnologie zu einer Form von kraftvoller Magie – einem Mittel, das menschliche Nervensystem und Bewusstsein zu beeinflussen. Magie bedeutet demnach nicht die Gesetze der Physik zu brechen, sondern durch eigens gestaltete Realitäts-Entwürfe das kollektive Wahrnehmungsfeld zu infiltrieren und alternative Vorstellungen zugänglich zu machen.

Weil der Inhalt unserer heutigen Medien dazu tendiert, zu selbst-erfüllenden Prophezeiungen zu werden, ist es dringend notwendig, uns von der Sonnen-Untergangs-Mentalität auf etwas zu verlagern, das schnell als weiße Form von Magie erkannt werden wird. In der Magie, wie in der Psychologie, der Werbung und den Medien überhaupt hat jedes Wort, das mit einer starken Betonung und in tiefer Konzentration gesprochen wird, die Energie, einer bestimmten Phantasie Gestalt zu geben. In Ritual, Religion, wie auch innerhalb der Medien sind die machtvollen Kräfte und Effekte von wiederholten Wörtern weithin bekannt.

Die Druiden und Barden hatten zu ihrer Zeit bereits verstanden, daß die Welt auf Sprache basiert, was sie in ihren Zusammenkünften mit poetischen Kraftproben zum Ausdruck brachten, indem sie Ehren- und Schandlieder entsannen, die mit den Rap-Songs der heutigen Hip-Hop-Kultur vergleichbar sind.

Es liegt an den derzeitigen und an nachfolgenden Generationen, dieses Wissen in einer Art und Weise zu fokussieren und zu verdichten - in sich bereits wichtige magische Techniken - die unserer wachsenden globalen Kultur kompatibel und ihr förderlich ist. Eines der Hauptziele unserer globalen Bewegung liegt darin, die nationalen, kulturellen und sexuellen Trennungen umzuwandeln.

Die globale Medien-Bewusstseinsmaschinerie und ihre zivilisatorisches Feedbackschlaufen zeigen Auswirkungen. Virtuelle Gemeinschaften teilen ihre Ansichten und Ideen online miteinander und im world wide web existieren keine Vorurteile, die auf Konzepte von Alter, Geschlecht, Klasse oder Rasse basieren.

Dies ist der Bereich, in dem der Medienschamane in der "Globalität" (Eduard Glissant) wirkt.

 

Informationskrieg: "Bewaffnete Wahrnehmung" und die Schlacht um den Verstand

"In einer halsabschneiderischen Kommerz-Nachrichten-Medienwelt sind fristgerechte Informationen die Artillerie und Journalisten die Kämpfer."
Jordan Crandall

"Der dritte Weltkrieg wird ein Informations-Krieg sein."           
Marshall McLuhan

Sie ist nichts Neues, die Institutionalisierung der Medien zu den Zwecken des Krieges. Ebenso wie die Historiker und Schreiber des römischen Reiches den Krieg gegen die Menschen außerhalb Italiens als "gerechten Krieg" gegen die "barbarischen Primitiven" rechtfertigten, so arbeiteten im Frühling 2003 900 Medien-Fachleute als Angestellte für das weiße Haus daran, die amerikanischen Bürger (und die Weltöffentlichkeit) zu überzeugen, dass ein zweiter Golf-Krieg notwendig sei. 500 "eingebettete Journalisten" taten das Ihre, um das dualistische Bild des "Aggressors" und des "Befreiers" lebendig zu halten.

Der militärische Entertainmentkomplex konstruierte den ersten Golfkrieg als ein Kriegsspiel (mit seinen Bildern von an Bomben angebrachten Kameras) während der zweite Golfkrieg etwas “mehr als Reality-TV (Show)” daherkam.

"Die Konstruktion der Medien ist so gestaltet, dass sie das eigene Denken durch das Widerspiegeln irgend jemandes anderer Gedankenprozesse tätigt, die einen in eine direkte Schnittstelle, einen Verstandes-Schmelzofen verwandeln. Es ist eine scheinbar erzielte automatisierte Bedachtsamkeit. Ich bin dort an den Front-Linien und ich bezeuge praktisch, was auf dem Schirm gezeigt wird, es ist real. Dies geschieht innerhalb eines Nachrichten-Konstrukts, das praktisch mein Denken für mich übernimmt. Das Bild, das ich sehe - das intelligente Bild von Hochtechnologie-Kampfmitteln oder das intelligente Bild viel-formatiger Nachrichtensendungen mit ihren Text-Laufbändern und weblinks - ist das Bild, das für sich denkt , es trägt Erkenntis, innerhalb seiner eigenen Grenzen.

Es ist die große Sache an sich, daß demokratische 21. Jh. Politik in einer Mittelwelt der virtuellen Wirklichkeit funktioniert, in der die Erscheinung wichtiger als die Wirklichkeit ist. Das Genre der modernen Politik ist weder Fakt noch Fiktion, sondern Faktion. Es ist eine 24 Std./7 Tage Dramadokumentation. Dieses ist nicht die Welt von Newspeak, sondern die von Newscorp. Sie wird nicht von einer einzelnen totalitären Bürokratie geformt, sondern von einer vertraulichen, gewohnheitsmäßigen Wechselwirkung zwischen Politikern, den spin-doctors, von Presse-Beratern und von den Journalisten, die für Medienfirmen arbeiten, egal ob in London, in Berlin, in Paris oder in Washington.

Mit dieser drohenden zukünftigen Orwellschen Welt künstlich hergestellter Realitäten ist "dieser systematische Versuch, die meisten Menschen die meiste Zeit zu täuschen, die Arbeit von einigen der intelligentesten, best informierten und best bezahlten Männer und Frauen in den westlichen Gesellschaften: Spin-Doktoren, PR-Beratern, Hackern und Spooks.”

(Jordan Crandall, Unmanned:Embedded Reporters, Predator Drones and Armed Perception, CTHEORY Event Scene 124, 03/04/09)

Stalin hat einmal gesagt, daß der Künstler der Ingenieur der menschlichen Seele ist - heute sehen wir uns den Angestellten der multinationalen Medienindustrie in der Position des modernen "schwarzen Magiers" gegenüber.

Aber die Evolution schlägt zurück: in der enormen Fähigkeit der mit Hochtechnologie aufgewachsenen Jugendlichen, den pervertierten Gebrauch von psychologischem Wissen, z.B. in Werbeclips, zu decodieren und aufzudecken.

Dieses erscheint sogar noch wichtiger, wenn wir Neil Postmans Ausführungen in "Wir amüsieren uns zu Tode" (1985) folgen, der erklärt, dass in Huxleys "Brave New World" und Orwells "1984" zwei völlig verschiedene Paradigmen antiutopischer Kontrollsysteme entwickelt werden:

Während Orwell den typischen totalitären Polizeistaat hervorhebt, der Technologie hauptsächlich zur Steuerung und zur Überwachung benutzt, ist Huxley näher an dem manipulatorischen Gebrauch neuer Medientechnologie, wenn er die Individuen durch einen internalisierten "inneren Bürokraten" kontrolliert darstellt, der von Adorno, Horkheimer und anderen als der "autoritäre Charakter" eines ergebenen Dieners der staatlich vorgeschriebenen Wirklichkeit analysiert worden ist.

 

Medien-Technologie – archaisch:

Als das Gruppen- und Stammesbewusstsein in weiten Teilen Mitteleuropas zusammenbrach, gab es eine Zeit, in der keltische Nachrichtenmänner - Wiederstandskämpfer in ihren besetzten Ländern - Feuer und Schusterglaslinsen verwendeten, um in Hochgeschwindigkeit Lichtsignale über sieben Kilometer Abstand hinweg zu senden, weshalb sie als subversive Elemente eingestuft und verfolgt wurden.

Bereits lange Zeit zuvor, als die Menschheit die Gärten Edens verließ, wurde das Feuer zum neuen Begleiter und zentralen Element. Mit diesem Samen des externen "Lichtnetzwerks” begann die menschliche Forschungs-Reise – hinein in die sichtbare Welt der Materie.

Im Menschen bildeten sich Überlebensinstinkte und Selbstentwicklungs-Programme, um in einer rauen natürlichen Umwelt zu überleben. Das Feuer versprach Energie, Komfort und Macht und sicherte die Kommunikation und den Fortbestand des Stammes.

Zeremoniell behütet, nahmen die “Cro-Magnon” Menschen es mit auf ihrer Wanderung. Wann immer möglich sammelten sie sich um die Feuerstelle, ihr Stoneage-TV, und erfuhren das Feuer als Quelle von Energie, Bewusstseins-verändernder Erleuchtung und als Grundlage zukünftiger Entwicklung.

Dieses Grundprinzip wurde in der “Dreamachine” von Gysin und in Sumerville in den späten 50er Jahren reaktiviert. Die Dreamachine geht auf eine Entdeckung Brion Gysins zurück: Als er auf einer Busfahrt durch eine von Bäumen gesäumte Allee  fuhr, übte das Sonnenlicht einen bestimmten Trance-Effekt auf seine geschlossenen Augen aus. Von dieser Erfahrung ausgehend entwickelte er die sogenannte "Dreamachine" als das erste Kunstwerk, das mit geschlossenen Augenlidern betrachtet werden konnte.

Die Nutzung des segmentierten Lichtes als Flicker-Prozess war bereits in nordafrikanischen Stämmen bekannt, in denen Mitglieder das Trancezustände auslösten, indem sie ihre gespreizten Finger schnell zwischen dem Sonnenlicht und ihren geschlossenen Augen hin-und-her-bewegten. Auf dem Hintergrund dieser alten Techniken und konfrontiert mit den heutigen, zeitgemäßen Entwicklungen von High-tech-Mitteln, erinnern uns solche bewusstseinsverändernden Maschinen wie die Dreamachine daran: die Wahrnehmungsgrundlage für die Erforschung des inneren Raumes ist so alt wie Menschheit selbst!

Nicht grundlos schreibt Mircea Eliade in seinem Buch "Mythen, Träume und Geheimnisse": "Es ist nicht genug, wie noch vor einem Jahrhundert die afrikanische und ozeanische Kunst zu entdecken und zu bestaunen. Wir müssen diese geistigen Kräfte in uns selbst entdecken!"

Ein anderes Feld, in dem erstaunliche Einblicke in den Aufbau der Wirklichkeit und in die Struktur des Kosmos getätigt wurden und werden, ist der psychedelische Schamanismus. Längst ist es in der zivilisierten Welt an der Zeit, die Intoxikation mit den Wirkstoffen oder "Devas" der "Kraftlehrer" genannten magischen Pflanzen wieder als Teil unser aller kulturellen Erbes anerkennen. Das gilt auch für eine Vielzahl weiterer "vergessener Technologien der Magie": Sinnesreiz-Entzug, eine große Palette asketischer Übungen und all die schamanischen Methoden, die Eliade "die archaischen Techniken der Ekstase" nannte.

Bewusst in den traumhaften Bereich des Chaos einzutreten, auf einem quantenmechanischen Niveau, oder "Astralreisen" als real zu akzeptieren, würde uns den telepathischen Kontakt mit "dem Anderen", sowie "genaues Orakeln" und korrekte Wettervorhersagen ermöglichen.

Der Westafrikanische Dogon-Stamm zum Beispiel besitzt ein prähistorisches Wissen über das Sirius-Sternensystem, das - wie in ihren Mythen beschrieben - von einer amphibischen Intelligenz übertragen wurde, einem außerirdischen Wissensbringer - eine höher oktavierte Wesenheit bzw. eine Intelligenz, mit der eine Vielzahl amerikanischer wie europäischer Wissen-schaftler in Berührung kam: E.C.C.O. (Lilly) oder V.A.L.I.S. (Dick), Annunaki (Sitchin).

Nach Beobachtungen des Astronomen Bessel wurde 1834 angenommen, dass Sirius ein doppeltes Sternsystem sei, bevor es erstmals mit modernen Teleskopen 1970 fotografiert wurde. Die urzeitlich lebenden Dogon besaßen nicht nur das Wissen um die Existenz des "dunklen Begleiters", der von den modernen Astronomen "Sirius B" genannt wurde, sondern darüber hinaus von seiner ekliptischen Wiederkehr, die sie alle 50 Jahre feierten.

Heutzutage ist diese enorme Weitsichtigkeit erklärbar geworden, durch avancierte holistisch-wissenschaftliche Modelle: die Superstring-Theorie, Sheldrakes Morphogenetische Felder, Teilhard de Chardin’s Noo-Sphäre, Heisenberg’s Unschärfe-Prinzip, Bohms Integrales Feld des Holomovements - sowie die Philosophie der Schamanen und der Druiden: "Wie oben - so unten!"

Die enormen astronomischen Einblicke in das Multiversum, die in der Kultur der Maya erreicht wurden, sind gut dokumentiert. Sie richteten eine Vielzahl ihrer Tempel auf den Venus-Stern aus, dessen periodische Wiederkehr sie jährlich auf 14 Sek. genau berechneten.

Ein weiteres Beispiel für dieses "geheimnisvolle" uralte Wissen ist die Neuentdeckung des prähistorischen, weltumspannenden Navigations-Systems, das in astrologischen Sternzeichen an den Nachthimmel projiziert wurde. Die Sterne auf dem urzeitlichen Himmel - die eine Projektionsfläche für die Küstenlinie nahezu der gesamten Welt bilden - machten die Hochseeschifffahrt möglich und halfen bereits den Menschen der Megalith Kultur vor 100.000 Jahren, zielgenau auf und über den Ozean zu steuern. Offensichtlich bestand damals bereits eine blühende Zivilisation mit High-tech-Charakter (und einer Globalität). Wobei wir bislang gewohnt wahren, uns unsere Vorfahren aus jener Zeit als Bäume-kletternde und Höhlen-kriechende Primitive vorzustellen.

Dabei haben wir offensichtlich zu lange ignoriert (oder diese Sicht sogar als ketzerisch beurteilt), daß die sensorische Wahrnehmung der eingeborenen Menschen der Ausweitung unseres sensorischen Systems im 21. Jahrhundert zumindest ebenbürtig ist.

Im Rahmen des atomistischen Weltbildes neigt die Medien-Technologie dazu, unsere Vorstellungskraft einzuengen und die Tore der Wahrnehmung zu versperren. Das würde bedeuten, daß das Schwinden unserer spontanen Fähigkeit zur authentischen Imagination, der Preis ist, den wir für den "zivilisatorischen Fortschritt" mitsamt seiner scheinbaren "Sicherheit und Kontrolle" bezahlen müssen.

 

Die unterschwellige Revolution der 60er

Innerhalb der Jugendrevolution der späten 60er Jahre wurde es für eine ganze Generation offensichtlich, daß die Medien eine bipolare Schwarz-Weiß-Darstellung der täglichen Ereignisse schufen. Durch die Grenzen-auflösende Erfahrung mit Meditation, psychedelischer Rockmusik und Bewusstseins-erweiternden Substanzen wie LSD verstand diese Generation instinktiv, was Marshall McLuhan gleichzeitig als Theorie entwickelte: Daß die Nutzung der linearen Medien lineare Gesellschaften und lineares Denken produziert und daß es bestimmte Wege gibt, aus der Tunnelrealität unserer Vorstellung auszubrechen;  individuell wie kollektiv.

Mit dem Bau dieses Tunnels - mit der Einführung des geschriebenen Wortes in der Form des linearen Texts vor ca. 5.000 Jahren - fand eine radikale Änderung des menschlichen Denkens statt: "Die Linearität des alphabetischen Codes verursachte einen Rückschlag auf unsere Gedanken-Prozesse: sie selbst wurden linear..."  (Villém Flusser)

Diese Verschiebung unseres sensorischen Wahrnehmungsfeldes wird offensichtlich mit Gutenbergs Erfindung - der Druckpresse.

Die Art und Weise wie Informationen verarbeitet und übertragen werden, formt die Ausdrucksformen innerhalb einer gegebenen Gesellschaft: die religiösen Institutionen, das Wirtschaftssystem und das menschliche Bewusstsein. So sicherte die Bibel, als nunmehr endlos reproduzierbar gewordenes Medium, Linearität, förderte Konformität und zementierte die Gleichschaltung, was zu einer grausamen Kurzsichtigkeit hinsichtlich unserer eigenen Zerstörungskraft führte.

Nach einigen hundert Jahren in der Gutenberg-Galaxie wird diese Linearität von uns nicht mehr bewusst wahrgenommen, weil sie zu so etwas wie unserer zweiten Natur wurde. Das verinnerlichte Werkzeug Sprache verhielt sich wie ein Virus, indem sie sich mit ihrem Wirts-Organ Mensch verband.

Auf McLuhans Modell aufbauend, war der Ethnobotaniker Terence McKenna der erste, der zu erklären begann, welche Schwierigkeiten die reduktionistische Druckkultur hat, die schamanischen und psychedelischen Technologien und Techniken mitsamt ihrem nichtlinearen, vielschichtigen, synergetischen Modell der Wirklichkeit zuzulassen oder sogar zu übernehmen.

An diesem Punkt trifft der Medienschamanismus die fortgeschrittensten und weitesten entwickelten Modelle der neuen Physik.

 

Die Flicker-Maschine

Mit den späten dreißiger Jahre wurde das Fernsehen zum neuen Massenmedium - am bedeutendsten in der weltweiten Live-Übertragung der “Apollo 11”-Mondlandung 1969 - eine noch engere Linearität verursachend, die Wirklichkeit genannt wurde. Seither erzeugen die Massenmedien sich wiederholende künstliche Rückkopplungs-Schlaufen, aus denen viele Menschen ihre Second-Hand Wirklichkeit - Sichtweisen, Produkte, Rollenmodelle - übernehmen und, indem sie das tun, dehnen sie den Status Quo ins Unendliche aus.

Wir müssen eines realisieren: so lange wir von "Information" und "News" abhängig bleiben und süchtig nach der Faszination von Schock, Furcht und Konfusion (die künstlichen Gefühle, die das Fernsehen schafft), so lange werden wir den  in unserem Gehirn biochemische Hormone, Testeroide und Opiate produzierenden Inhalt unserer modernen Medien bereitwillig in Kauf nehmen.

"Wenn wir durch ein verlockendes Umfeld künstlicher Anregungen programmiert würden, keine neuen sensorischen Daten mehr zu würdigen, dann wäre das Elend in dem der menschliche Organismus sich heute befindet, mit dem eines Tieres in einem Käfig vergleichbar, das an den giftigen Ausdünstungen seiner eigenen Ausscheidungen erstickt."  
(Jose Arguelle, in: „Der Maya Faktor“ 1986)

In diesem Zustand des "Information-Overload", der Des-Orientierung und des Gefühls von Hilflosigkeit angesichts der Medien heutzutage stellt die "Psychohygiene" des MedienSchamanismus das gegenwärtige Heilmittel dar.

“Der Krieg um den Geist (...) wird in der Videoarena geführt: dem Videodrome. Der Fernsehbildschirm ist die Retina des geistigen Auges, folglich ist der Fernsehschirm Teil der körperlichen Struktur des menschlichen Gehirns, folglich wird alles, was auf dem Schirm erscheint, als reale Erfahrung angesehen. Das Fernsehen wurde Wirklichkeit und Wirklichkeit etwas Geringeres als Fernsehen."
(Prof. Oblivion, in Cronenbergs Film "Videodrome" 1986)

Bereits eine halbe Minute Fernseh-Konsum verursacht einen veränderten Bewusstseins-zustand. Der in Erscheinung tretende Trance-zustand kann in unterschiedlicher Art und Weise gelenkt und geformt werden: als Hypnotische Trance (das neophobisch-konservativ-linear-fragmentierende Dogma) oder als Bewusstseins-Erweiterung, die in einigen Aspekten dasselbe freisetzen, was Weisheitsschulen, esoterische Traditionen oder entheogene und psychedelische Drogen übertragen und bewirken können (neophil-dekonstruktivistisch-kaleidoskopisch-ganzheitliche Grundregel).

Letzteres würde jenen Prozess, der in der Technologie der flackernden Kathoden-Röhre und des PC-Monitors selbst wurzelt (Rüdiger Lutz), stützen und beschleunigen. Den kollektiven Brainshift; den Wechsel von der linken zur rechten Hemnisphäre.

Aber dies mag eine Zukunftsvision sein. Die zeitgenössische Situation kommt sehr deutlich im amerikanischen Slang für den Fernseh-apparat zum Ausdruck “Booptube” (Brustwarze) oder "Babysitter" ruft das Cronenbergsche Bild einer Nation wach, die an den Nippeln der korporativen Medien saugt (Michael Benton) und sich dabei die staatlich verschriebene Wirklich-keit downloaded.

 

Koporative Medien gestalten die Wirklichkeit
 
Um neue Märkte zu erobern und ihre Macht auszuweiten, teilten einst die Kolonialmächte die Welt unter sich auf – allein bedroht durch Piraterie. Im Zeitalter der sogenannten Globalisierung übernehmen Mediengiganten die Rolle dieser Mächte.

So wie in den ehemaligen Feudalgesellschaften die Polizei, Armee und Priesterschaft den Zielen und dem Erhalt der Macht weniger Auserlesener dienten, bestimmen bis zum heutigen Tag die korporativen Medien (in Besitz einer kleinen Elite und selbstverständlich begleitet von unterstützenden Maßnahmen der Polizei und Militärkräfte) die kulturellen Konstrukte und künstlichen Bewusstseins-Inhalte für Millionen zuschauender Bürger.

Korporative Firmen, die den Weltmarkt aus Bildern und Informationen beherrschen, sind: AOL-Time-Warner, Disney-ABC, Viacom-CBS (Paramount), Australian News Corp (Fox) und der japanische Sony-Konzern (Columbia). Die grundlegenden politischen, ökonomischen und militärischen Entscheidungen vieler souveräner Staaten kollidieren mit den Interessen solcher weltweit operierenden Multi-Firmen.

Diese bestimmen die Kupfer-, Stahl , Öl-, Soja-, Weizen- und Lebensmittelpreise, sind von keinem Staat abhängig, nicht durch irgendein Parlament wie die Vereinten Nationen zu steuern und können keiner Institution zugeordnet werden, welche die eigentlichen Gesamtinteressen der Menschheit vertritt. Auf diese Weise werden wir Menschen und unsere politischen Strukturen untergraben, missbraucht und pervertiert.

Einstmals politische Systeme mutieren ganz offensichtlich in ein gigantisches Management-System, das sich um den Erhalt von Kontrolle bemüht – die Steuerung unserer Träume und unserer Seelen inbegriffen.

Die entscheidende Frage lautet:
Wie sehr sind wir bereits angesteckt durch ihre kodierten Prägungen und inwiefern schätzen wir sie als Programme, die unser tägliches Leben bestimmen - als  einen "Traum", der gar nicht der unsere ist ?

"Die Matrix ist das Gefühl, das Du dein Leben lang schon kennst –
das Gefühl, daß etwas nicht stimmt mit der Welt."

Morpheus, im Film „Matrix“ (1999)

 

TV in Bhutan: das Erwecken von Dämonen durch Technologie

Strikt verboten bis 1998, wurde der Fernsehapparat als Teil eines Modernisierungprogramms in Bhutans Gesellschaft eingeführt, um das Land an den westlichen Lebensstandard anzupassen. Während die Effekte des neuen Mediums nach seiner Einführung im Westen nie wirklich analysiert wurden, haben wir jetzt ein ideales Objekt wissenschaftlicher Forschung über seine Auswirkungen. Diese führten zu einer politischen Debatte, die das neue Medium für einen Verbrechensanstieg verantwortlich sah, der in Buthan im April 2002 stattfand.

Eine unabhängige Gruppe buthanesischer Akademiker führte ihre eigene Studie zur Auswirkung des TV durch und befand, dass Kabelfernsehen "drastische Änderungen" in der Gesellschaft verursacht hat und für die "Erhöhung der Verbrechensrate, der Korruption und einen unkontrollierten Wunsch nach westlichen Produkten und eine Haltungsänderung in Bezug auf Liebe und zwischenmenschliche Beziehungen" verantwortlich gewesen sei.

"Das Kabelfernsehen hat mit akuter Geschwindigkeit aus einem einstigen Königreich, das einmal gemeinschaftlich und spirituell agierte, eine Nation hungriger Verbraucher gemacht."

 In einem Dorf hatten so viele Landwirte ferngesehen, daß eine gesamte Getreideernte auf den Feldern verrottete ... was einen besorgten Bürger seinen - möglicherweise allgemeingültigen Standpunkt zum Ausdruck bringen läßt:

"Der Fernsehapparat ist sehr schlecht für unser Land..., er steuert unseren Verstand und macht uns verrückt. Der Feind ist nun genau unter uns, in unserem eigenen Wohnzimmer. Leute benehmen sich wie die Schauspieler, und sind jetzt angespannt, unzufrieden, gierig und unzuverlässig."

(Cathy Scott-Clark and Adrian Levy: Fast forward into trouble, Saturday June 14, 2003, The Guardian Unlimited; Opens external link in new windowhttps://www.theguardian.com/theguardian/2003/jun/14/weekend7.weekend2)

 

Medien-Schamanismus :
Archaisch - kontemporär - futuristisch


Wenn der Einzelne oder die ganze Gemeinschaft eingeschläfert wird oder gar durch den unveränderlichen Strom irrelevanter Daten in die Dissoziation treibt, ist professionelle Hilfe notwendig. Anleitung, um jene Passage zu durchschreiten, die als "lange dunkle Nacht der Seele" bezeichnet wird. Durch das Fusionieren traditionell-schamanischer Weisheit und zeitgenössisch-technologischem Wissen performt der Medien-Schamanismus eine therapeutische Praxis. Massentherapie kann auf Flyern und Booklets für kleinere soziale Einheiten wie Familie, Partner und Freundeskreis (im Klan) transportiert werden oder im Rahmen einer virtuellen Stammesversammlung wie dem europäischen "Alchemistischen Kongress" stattfinden – open-source-Projekte, die unzensierte Informationen und Alternativ-Designs für Rollenmodelle (Stammestum, Subkultur, Cyberculture) verbreiten.

Wenn die amtlichen Medien lineares Denken und lineare Datenverarbeitung verursachen, ist es die Aufgabe des MedienSchamanen, diese Linie zu durchschneiden, die Grenzen zu überschreiten und die Lücke zu schließen.

In seinem Buch "Die unsichtbare Generation" schreibt William S. Burroughs:
"Alle Assoziationsketten sind zwanghaft, lasse sie los. Banne sie aus deinem Kopf und füttere die Apparaturen mit ihnen - höre auf zu reden - lasse die Maschinen argumentieren, jammern und sprechen. Ein Cassetten-Recorder ist ein externer Teil des menschlichen Nervensystems - mit dem Tape-Recorder kannst du mehr Einblicke in das menschliche Nervenssystem und die Steuerung Ihrer Reaktionen gewinnen, als wenn du 10 Jahre lang in der Lotos-Position säßest oder deine Zeit auf der Couch eines Psychoanalytikers vergeudetest."

Als erster moderner Philosoph verstand Burroughs Sprache als eine Art Virus und zugleich als eine Waffe im Guerilla-Krieg gegen die ansteckende Medien-Kontroll-Matrix. Die Techniken, die er verwandte, wurden weitbekannt: eine von ihnen war die "cut-up"-Methode die andere das "fold-in". Beide sind ihrem Wesen nach nicht-linear, indem sie vermischen, zerhacken und schneiden und (dadurch) den endlosen Kreislauf jener medial und selbst erzeugten Feedbackschlaufen decodieren. Dadurch unterstützen sie uns, die festgefrorenen Assoziations-Ketten zu sprengen.

 

Tylor Durdon trifft Bill Burroughs

Während der landesweiten Abend-Nachrichten auf Neuseelands TV 3 blitzte unter dem Bild des US Präsidenten George W. Bush die Buchstabengrafik "professioneller Faschist" auf. Sie wurde im Mittelteil der Mittwoch-Nacht-Nachrichten an 360.000 Zuschauer gesendet. TV3-Vertreter Roger Beaumont sagte: "Ich versichere Ihnen, es war ein absoluter Fall menschlichen Versagens. Die Tatsache, dass es ausgesendet wurde, war extrem unglücklich und wir entschuldigen uns für jegliche möglicherweise aufgetretene Beleidigung. Was ich versichern kann, ist, dass es ein völlig unbeabsichtigter Fehler war."

Wir sagen: Das ist ein aktuelles Beispiel der Bloßstellung Prominenter durch die "Cut-up"- Methode, die Burroughs in "Eden’s first Watergate" beschrieb – und auch einer jener wenigen Momente, in denen einmal Fakten auf dem Fernsehschirm zu sehen waren. Die Graphik war nur für Sekunden auf dem Schirm, grade lang genug, um viele Zuschauer "überrascht und verwirrt" zurück zu lassen.

Alle Schriften und Filme von Burroughs sowie seine Attacken mit Cassetten-Recordern auf die Pariser "Mokka"-Bar haben schon in den 60ern einen rhizomatischen Charakter, der ihn zu einem der ersten heroischen Cyberpunks macht … zum womöglich ersten, bewusst agierenden, modernen Medien-Schamanen, welcher die “Blau-pausen” (Reinzeichnungen) für Wirklichkeits-Experimente künftiger Generationen hinterlassen hat:

“In der Hoffnung, das einige von Euch diese Experimente weiter führen und etwas neues zutage fördern!"   William S. Burroughs

 

Die Übertragung von Hochtechnologie auf Wetware

Es war im Jahre 1949, als John C. Lilly durch die Ideen des Computer-Designers Britton Chance inspiriert wurde und die wissenschaftliche These des "Human Biocomputer" (veröffentlicht 1967) realisierte. Indem er die Daten-Prozessoren in den neu entwickelten Computern mit dem menschlichen Gehirn verglich, lancierte Lilly den Begriff "Wetware". Er ermöglichte das Verständnis, dass unsere Festplatte als biologische Hardware (Harddrive) durch Wort- und Bilddaten wie auch durch Viren (Programme) programmiert wurde. Und dass folglich Verhaltensmuster durch ein passenderes Software-Update decodiert, verändert und meta-programmiert werden können.

In jedem Menschen existiert eine lückenlose Hierarchie von Programmen, derer wir uns die meiste Zeit nicht bewusst sind: die "Territorial- oder Überlebensinstinkte des wollenden Ego": Kampf- oder Fluchtreflexe, Geschmack, Partnerwahl sind nur einige Beispiele des allgemeinen Programms das der Zeit und dem Kollektiv, in dem man lebt, entspricht.

Um aus den alten, starren Verhaltensmustern ausbrechen zu können, muss man auf der “Wetware-Festplatte” des eigenen Bewusstseins Speicherplatz schaffen und möglichst überholte Programme deinstallieren, oder Updates machen.
Jenseits des heutigen Realitätsprogramms existieren eine Vielzahl höherer Ebenen der Programmierung, und somit (über)menschliche Fähigkeiten, die längst nicht entdeckt sind. Diese Meta-Programmierungsschaltkreise sind offene Quellshareware: kostenlos und für jedermann zugänglich!

"Als mit Hoch-Technologie und TVs aufgepäppelte Kinder ist die heutige Babyboomer-Generation dazu befähigt, sich der Evolution gemäß zu entwickeln, sich den in Körper, Erde und Bewusstsein ein-kodierten, authentischen Informationen und Fähigkeiten zuzuwenden und die (seit 2000 Jahren von der Kirche als Teufelswerk verschrieene!) symbiotische Beziehung zwischen Mensch, Maschine und Natur wieder zu erfahren.”
(Boris Hiesserer, DOPEC, 2002)

 

Das globale Dorf

Das globale Dorf wird durch ein weltweites Netz elektronischer Medien- und Kommunikations-Kanäle gebildet. Die heutzutage externalisierte Hochtechnologie und ihre gegenseitige Koppelung sind:

° Radiostationen, Radiowellen und -Satelliten

° Fernsehen und TV-Satelliten

° Kabelfernsehen, Teletext, Bildschirmtext

° Telefon, Telex und Telefax

° Mobiltelephon (SMS) Internetdienst (UMTS/WAP)

° Computernetzwerke (Datenbanken, Server und Informationssysteme)

° Software und Computerprogramme (eingefrorene Informationen als Unterhaltung)

  - Film-Konserven (Video, DVD)

  - Musik-Konserven (CD, MD, Cassetten)

  - Lern-Programme

  - Spiel-Programme

° Das World-Wide-Web Konstrukt (Internet)

  - Suchmaschinen und Online-Servicedienste

 

Digitale Seperation

Der Prozess der medialen Globalisierung kann nicht wirklich flächendeckend ein weltweiter genannt werden. Die Informationsflut ist noch stets das Privileg eines geringen Teils der Weltbevölkerung. Obwohl die Zahl der ISDN-Anschlüsse von 3 Millionen im Jahre 1995 bis auf 13 Millionen im Jahr 2000 anwuchs, sind auf globaler Ebene Milliarden von Menschen vom Informationsfluss ausgeschlossen. So hatten zum Ende des Jahres 2002 ca. 610 Millionen Menschen weltweit Zugang zum Internet - das sind 9,5 % der Weltbevölkerung. 20 %  der Weltbevölkerung und 30% aller Frauen sind Analphabeten und über ein Drittel der Weltbevölkerung ist jünger als 18 Jahre.

- In Afrika hatten im Jahr 2002 nur  0,76% Zugang zu einem Computer.
- In Asien waren es um die 2,12 % der Bevölkerung,
während die mächtigen G8-Staaten 67 % aller Computer besaßen.
- 63% der Weltbevölkerung hat bis 2003 noch niemals ein Telefonat geführt.

 

Das World Wide Web

Mit dem Internet hat sich die menschliche Zivilisation ein noch relativ junges, unbeholfenes externes Nervensystem geschaffen, zu dem sich jedes Individuum (im Westen) über das Telefonkabel oder Satelliten mit einem Computer Zugang verschaffen kann, was uns Zugriff auf Informationen aus unterschiedlichsten Perspektiven schafft. Da jedoch die “tapfere alte Welt” kaum Strukturen von horizontalem Informationsfluss kannte, folgt, dass eine Vielzahl der pyramidial strukturierten Macht- und Manipulationsmechanismen zusammenbrechen.

Sie müssen! Denn einem holistischen Realitäts-Check, den das sich durch Hypermedia/text, Suchmaschinen, Software-Entwicklung zu Text-, Bild- und Media-Verarbeitung entwickelnde neue Bewusstseins erfordert, halten weder unser lineares Denken noch die darauf errichtete zivilisatorische Konsens-Realität stand!

Die täglichen Möglichkeiten für große Teile der Bevölkerung innerhalb der westlichen Gesellschaften, mit dem virtuellen Medium Internet umzugehen, werden einige Entwicklungspotentiale in Zukunft noch deutlicher hervortreten lassen: Daß neue Generationen mit diesen nicht-linearen Mitteln aufwachsen, mit dem WWW als ihr grundlegendes Kommunikationsmittel, gibt Hoffnung aufregende Entwicklungen erwarten zu können.

 

Neue Technologien fordern neue Umgangsformen

Die auf der Erkenntnis dieses neuen Bildungsdefizits als notwendig erkannte “Visuelle Alpha-betisierung” umfasst den Wandel vom traditionellen - literarischen - Bildungsbegriff, die der Präferenz des Lesens eine des Sehens entgegensetzt.

Eine neue Generation von Augenmenschen, die in den 50er und 60er Jahren mit dem TV aufwuchsen, enthüllt uns - nebst den neuesten Gadgets und Accesoires - die Symbolik eines ungeschriebenen Codes der internationalen urbanen Clans der Kreditkarten-Ökonomie.

"Die ‚neuen‘, ‚postmodernen‘, ‚elektronischen‘ Bilder werden vielfach als ‚kybernetische‘ Bilder betrachtet und lassen bereits einen ’neuen Menschen’ erkennen, der im Blickfeld einer strukturellen Wahrnehmung steht. Dieser Mensch begreift sich selbst als Teil eines Ökosystems, in dem geistige Überlegenheit weniger zählt als die emphatische Aufgabe des Selbst, zugunsten einer anachronisch mit Natur identifizierten Umwelt."

(W. Preikschat - Video Clips - vom Walkman zum Watchman, 1987).

 

Verwandle das Spektakel in ein Orakel

"Wir werden diesen Planeten nicht verlassen, ohne unseren Geist zu verwandeln."
Terence McKenna

"In der Provinz des Geistes gibt es keine Grenzen."
John C. Lilly

Das Medienschamane ist ein moderner Prometheus, nicht in dem Sinne, dass er das Spektakel weiter anheizt, sondern indem er dessen Umwandlung in ein Orakel ermöglicht. Sie bzw. er ist nicht mehr oder weniger als eine Gehirnzelle des lebenden Gaia-Organismus, die sich ihrer selbst bewusst wurde. Weder an die weltliche Hardware noch an die metaphysische Software gekoppelt, ist er bzw. sie die "Digitale Hagazussa" (Hexe oder Zaunreiterin). <<<so umfassen die wissenschaftlichen Aspekte des schamanischen Bewusstseins Informationen über die mikro- und makrokosmische Geographie jenseits des gewöhnlichen Alltagslebens.

Der Schamane ist Teil der Projektstrategie der Evolution. Der allgemeine Konsument von Massenmedien gleicht eher dem Höhlenbewohner in Platons berühmtem Gleichnis: Er scheint vor einer Wand angekettet und nur fähig zu sein, die Schatten-Projektionen der Gegenstände und der Ereignisse hinter ihm zu sehen (Gregory Bateson’s Schismogenese).

Der MedienSchamanismus ermöglicht es, die Unzulänglichkeit der Sprache zu erkennen, ihre in die Sackgasse führenden Mechanismen zu ändern und sie zu überschreiten. Dieser Prozess bindet den Virusmechanismus der Sprache, gibt den Gedankenfluß frei und schenkt den Assoziationen, Gefühlen und Traumbildern mehr Bedeutung, was den Zugang zu unbegrenzter "telepathischer" Kommunikation im Hyperraum ermöglicht. Auf diesem Weg  zerbricht er die Ketten und erlaubt den Höhlenbewohnern, sich den Dingen direkt zuzuwenden.

Gebunden an die Tausende Jahre alten Traditionen und auf ihrem Wissen aufbauend, ist die angestrebte Synergie von archaischen Trance- und Ekstase-Techniken und kulturneutraler Medien-Technologie Aufgabe und Ziel des Medien-Schamanismus - auf dem vorbereiteten Weg in eine globale Kultur, in der die einstigen Beschränkungen von Rasse, Kultur, Alter und Geschlecht, sowie Zeit und Raum, transzendiert und als evolutionär notwendiger Versuch hinter uns gelassen wurden.

"Der MedienSchamane überträgt den alten Krieg der Magier mit ihren prähistorischen Trance- auslösenden Techniken auf den Informationskrieg und moderne Technologien: das Babylonische Paradigma, das da lautet: "Dafür zu kämpfen, was wahr sein darf und was nicht" wird vom holistischen, dem globalen Datenwesen eher entsprechenderen Paradigma abgelöst, das da lautet: Was wollen wir - als globale Kultur- uns in Zukunft selbst (noch) gestatten zu erfahren !?"
(Doors Of Perception Ethic Committee, 2002)

In diesem Sinne ist das "Ende der Geschichte", welches Hand in Hand geht mit der Abnahme des linearen Zeitalters des Drucktextes und dem Erscheinen der technologisch erzeugten Bilder, nicht etwas eine Apokalypse des Desasters, sondern eine der digitalen Buddhas, in der das Etablieren von Mitgefühl, Freude und der Neuheit das neue Weltparadigma darstellt. Auf dem Weg dorthin bleiben wir am besten spielerisch, neugierig und aufmerksam wie ein Kind.

Wir treten nun in die neue Wirklichkeit ein, in der das alles Wissen der Welt bergende "Geheimarchiv" sich als die Erde selbst offenbart, mit all dem was unter, auf und über ihr schwimmt, kriecht, wächst und wandelt. Diese “lebendige Bibliothek” ist in unseren Körpern und in unserer natürlichen Umwelt eingespeichert.

Was wir als MedienSchamanen bzw. als "Gaian Disciples" (Jünger der Erde) erlernen können, ist, diese Daten und Kodes nun sorgsam zu verarbeiten. Dies bedeutet nichts minder, als zu erlernen, den zugehörigen Bio-Computer zu harmonisieren und in einer Weise zu (re-)aktivieren, dass die scheinbar zusammenhanglosen Daten zu "sprechen" beginnen und sich uns ihr Sinn erschließt. Es ist das Grundprinzip jeglicher magischen Schulung, zu erlernen, diesen intelligenten "Computer" in Gang zu setzen, damit die gespeicherten Daten (extern wie intern) gesammelt und erfasst und zum Übergang in einen Zustand der Techgnosis genutzt werden können.

Bis dorthin werden "Neue Medien" weiterhin enormen evolutionären Druck auf uns ausüben, so dass wir beginnen, den unzulänglichen Zustand der von uns geschaffenen Schul-, Studien-, Kranken-, Sozialstaats- und Mediensysteme zu transformieren. Hin zu Systemen, die es uns ermöglichen, uns mit unserer Trauer, mit unserem Leid, unserer Wut und Angst wie  unserer Liebe auseinanderzusetzen. Die Evolution hat uns alles dafür Notwendige zur Verfügung gestellt. Nun gilt es, dass wir unseren Teil dazu tun.

DU bist das Zentrum eines Netzwerks – sei ein MedienSchamane !

 

Postscriptum

Nach Beendigung dieser Arbeit präsentierte das US-amerikanische  Newsweek-Special in der Doppelausgabe August/September 2003, nebst dem Black-Out in New York, die eigentliche Cover Story:

"Bionische Kinder – Jugend und Technologie"


Darin fragt die Redaktion sich und ihre Leser: "Bereitet die Stimulation durch neue Medien unsere Kinder auf eine High-Tech Welt vor, oder machen sie antisoziale, abergläubische Erwachsene aus ihnen?" und weiter: "Was geschieht mit einem beeindruckbaren jungen Gehirn, wenn es zu viel Zeit vor einem schnell-taktenden Medium verbringt? Die kurze Antwort lautet: es adaptiert! Das Gehirn ist formbar: das heißt, es reagiert sehr stark auf Stimulation."

Trevor Nielson, der Vizepräsident der CASY-family foundation weist auf Folgendes hin: "Videospiele können die Entwicklung des Gehirns entweder anregen oder hemmen, und der Unterschied zwischen beidem hängt von der Programmierung der Spiele ab." Im Artikel "Log on & learn" sowie "Tuning in – Turning on" formuliert das Redaktionsteam: ‘Wenn richtig genutzt, läßt die Technologie Kinder au einem grenzenlosen Wissensspeicher schöpfen, der einstmals unzugänglich war."

"Sie werden ein Weltbild entwickeln, das keine Generation vor ihnen jemals hatte."

 Source: US-Newsweek Issue Aug./Sept.2003

 

Literaturhinweise

Susan Blackmore:
The Meme Machine, 1999.

William S. Burroughs:
The Invisible Generation, 1972.

Eric Davis:
Techgnosis. Myth, Magic and Mysticism
in the Age of Information, 1999.

Manuel De Landa:
A Thousand Years of Nonlinear History, 1997.

Douglas Rushkoff:
Cyberia - Hacker, Technoschamanen & Cyberpunks, 1994.

Patrick Harpur:
The Philosopher’s Secret Fire, 2002.

Serge Kahili King:
Der Stadtschamane, 1990.

Ray Kurzweil:
Homo S@piens, 1999.

Timothy Leary:
Chaos und Cyber-Kultur, 1997.

Pierre Lévy:
Cyberculture, 2001.

Boris Hiesserer (Pyromania Arts Foundation):
Rave New World - Tao der Technologie, 2001.

Temple Ov Psychick Youth (T.O.P.Y.):
TV Magick - Thee Video User’s Guide, 1988 (Neuauflage 1993).

Hörversion - Medienschamanismus

Das ethisch-ästethische Paradigma

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Musik Compilation Mix CD

Musik Compilation mit Psychick Warriors Ov Gaia, Brain Entertainment Laboratory, True Frequencies, TranceZenDance, Moksha, Akasha Project, Psychick TV, D Man, Thomas D - compiled by B Eden (Pyromania Arts and remixed by Move D (Source Records).

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