Der erste Mai - Fest der Zukunft und des allgemeinen Menschentums

Im 19. Jahrhundert wurde die lange Tradition der „Freinacht“ unterer Gesellschaftsschichten, von der Arbeiterbewegung aufgegriffen und zum „Tag der Arbeit“ (ja eigentlich ein Tag der Nichtarbeit) umgewandelt. Die Vision kam auf, dass „der 1. Mai zum Ausgangspunkt werden sollte“ für die „Erlösung der Arbeiterschaft aus Noth und Knechtschaft“, ein „heller Lichtstrahl im Dunkel der alltäglichen Sorgen, das Fest der Zukunft und des allgemeinen Menschenthums.“ Dass das Arbeiter-Maifest schließlich doch kein solcher Lichtstrahl wurde und zu einförmigen Parade-Aufmärschen verkam, ist dem geballten Materialismus zu verübeln, mit dem sozialistische Dogmatiker nach 1900 gegen diesen „spirituellen Unsinn“ zu Felde zogen.

Das entartete Maifest wurde sodann den Nazis überlassen, die das alte Maibrauchtum mit Begierde aufgriffen und es zur Mobilisation der Volksmassen einzusetzen versuchten. Nach dem zweiten Weltkrieg versandete das Brauchtum und die Maifeiertradition verkam immer mehr – zumindest soweit es die allgemeine Festlichkeit betraf. Die immer eintöniger werdenden Umzüge, ihrer mythischen Elemente beraubten und somit „volksverdümmlichten Maibaumbräuche“.
Erst Ende der siebziger Jahre entdeckten örtliche Politstrategen im Alpenraum, dass das feucht-fröhliche, ausgelassene Treiben um den Maibaum als Tourismusmagnet dienen könne. Und Umweltschützer erkannten in der walpurgischen Symbolfarbe Grün einen Ansatz, zur Entwicklung eigener Festformen.

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