Das Ende der Heiligen Hochzeit - Verlust und Verbannung

Das Ende der heiligen Hoch-Zeit ist die Zeit um 4.000 v. Ch., in der die Große Göttin als Drachin mythisch vom Himmel in die Grotte, in das innere der Erde gedrängt wird, wo die Feuerschlange nur noch ihren wässerigen Aspekt zeigen darf. Ursprünglich war die Rolle ihres Himmelsheros noch neutral und er galt als Teil der Göttin - mit der Machtübernahme der indo-europäischen Kriegervölker jedoch, wurden die lichten Symbole der Männlichkeit zunehmend positiver besetzt. Innen und Außen, Oben und Unten, Sonne und Mond - die ursprünglich auf gleichem Bedeutungsniveau stehende Ebenen entwickelten eine Hierarchie. Die kreative Ekstase des „Hieros Gamos“ und die Verschmelzung der Gegensätze in der androgynen „Ur-Einheit von Mann und Frau“ geriet verloren.

Die Suche galt nicht mehr die weibliche Sicht des Kosmos zu erlangen, die der Heiligkeit des Menstruationszyklus folgte, in dem sich noch heute die Funktion der Welt und die Naturgesetze und -Zyklen wiederspiegelt. Männliche Riten begannen das Wissen der weisen Frauen zu ersetzen. Es entstanden neue Machtverhältnisse durch die Bildung religiöser Kasten und schamanischer Hierarchien. Das durch die alte Religion erlangte Wissen (das Gemeingut des Stammes war), wurde zunehmend geheimgehalten und der Manipulation durch herrschende Gruppierungen freigegeben.

Fortan ersetzten magische Kupferkessel-Elixiere der Druiden (Pflanzen und Rauschsubstanzen) die tantrische Ekstase des Orgasmus, die durch die Vereinigung von Mann und Frau freigesetzten Energien. Dadurch wurde auch die letzte Domäne der Weisheitssuche wiederholbar, kontrollierbar und manipulierbar. Nun war religiöse Erkenntnis nicht mehr ein gnadenvolles Geschenk der Gottheit, sie schien produzierbar geworden zu sein, mitsamt ihren Gefahren und teilweise beabsichtigten Folgen. Der ursprüngliche Mythos der Drachengöttin und der Machtkreis der Frau geriet in Vergessenheit.

Der Heilige - sich zum Schamanenführer aufschwingende Herostyp und Sonnengott - unserer christlichen Kultur, war Michael. Die symbolhafte Nähe zu seinem Namensvetter, dem Erzengel Michael, aber vor allem die eindeutige Spitzenposition über eine zur Dämonin verkommenen Drachengöttin, prädestinieren ihn als Seelenführer der frühen Kirche. Er besitzt noch selbst die Kenntnisse um andere Bewusstseinswelten und Blitze und die Sonnenfarben Rot und Gold lassen ihn über die wasserfarbene Drachin triumphieren. Er macht es offensichtlich, dass der Drache gleichzeitig mit der Verteufelung der Frauen durch die mittelalterliche Kirche zur „Bestie“, zum „schadenden Untier“ gemacht wurde.

Ein Mann Namens Engels erkannte 1861 im Untergang des Mutterrechts, den weltgeschichtlichen Niedergang des weiblichen Geschlechts. Der symbolische Ring, der Kreis des Volkes zur Natur schien auf ewig gebrochen! Und leider zeugt unser Umgang mit den Tieren und unsere Sprache mit ihren Worten wie herrlich (von Herr) als Gegenpol von dämlich (von Dame), welch ungesunden Einfluss die männliche Verteufelung der femininen Energien auf unsere Kultur, unseren Sprachschatz und unser Empfinden - ganz gleich ob bewusst oder unbewusst - bis zum heutigen Tag hin ausübt.

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