Magie als synergetische Erfahrung - im Verschmelzen von Tier-, Pflanzen-, & Weltenseele

Die Symbiose zwischen Pflanzen, Menschen und Weltenseele war charakteristisch für alle Frühformen von Gesellschaft und Religion; und wir verdanken ihr die erste Teilnahme am „unaussprechlichen Mysterium„.

In der Kunst und (später irischen) seltenen Literatur der Kelten finden wir eine Vielfalt von Tierwesen. Am bevorzugtesten waren Hirsch, Stier, Wildschwein, Fisch und Pferd. Der psychosexuelle Charakter der Schamane- und Tier-einbeziehenden Rituale (als Teil dieser uralten indo-europäischen Tradition) lässt vermuten, dass Tiere – wie anderes Leben in der Natur - mit dem Geist der Ahnen identifiziert wurden, welche die Geschicke des Stammes lenkten. Auch die zahlreichen, in der keltischen Kunst auftauchenden, Tier-Mensch Mischwesen sind ein Ausdruck geistiger Verbindung, angestrebter Verschmelzung und symbiotischen Einheitserfahrung unter selben. Entsprechend ist das Erlernen der Tiersprache und die Verwandlung in tierische Gestalt, sei es Stier, Hirsch, Pferd, Wildschwein, Katze, Vogel oder Fisch ein Grundzug keltischer Erzählungen.

Die Kelten Frankreichs und Brittanniens opferten dem Gott Cernunnos, dem gehörnten Gott der Jagd und der Wildtiere, der abgebildet auf der Sutton-Hoo-Börse und auf einem sehr wichtigen keltischen Gegenstand erscheint: dem Silberkessel von Gundestrup. Viele der Motive und Symbole darauf haben eine Menge gemein, mit dem nordindischen Glaubenssystem. Die als Giftefeu gedeutete Darstellungen ähneln auffallend der Pilzsorte Pcylocibe semilanceata. Sie befinden sich oberhalb des Kopfes und umrunden den gesamten keltischen Gott Cernunnos, einer Naturkraft wie der griechische Gott Pan. Als Gott des Überflusses angesehen, identifizierten die Römer ihn mit ihrem Gott Merkur, dem Botengott und Führer in die Unterwelt. Die Hörner des Cernunnos wurden im mittelalterlichen Irland auf den Teufel übertragen.

Darauf, dass religiöse Praktiken und Rituale über den indo-europäischer Sprachraum hinweg ausgetauscht wurden, weisen zwei Faktoren hin: Der Herr der Tiere sitzt in einer Position mit gekreuzten Beinen, wie der indische Gott Shiva, die im Allgemeinen als Trance oder Meditation interpretiert und als Lotussitz-Haltung bekannt geworden ist, (Grafik Kapitelbeginn), zum anderen der Gebrauch von bewusstseinsverändernden Tränken bzw. Elixieren, in der nordindisch-vedischen Tradition Soma genannt; beides bietet einen Hinweis auf ursprünglich östliche Einflüsse.
Für die Germanen, Gallier und Kelten, die in Gebieten lebten in denen der Fliegenpilz gut wächst, ist es nicht unwahrscheinlich, dass der in „Elfenring-Formationen“ wachsende Pilz ihnen aufgefallen wäre.

Die indo-germanischen jungen männlichen Götter, welche die Göttin verdrängt hatten, waren ursprünglich unbedeutende Wetterheroen und trugen die „Kräfte der Mondin“ nicht per se in sich. Sie „mussten“ sich an Zaubertränken, Elixieren, Pflanzensud aus großen Kupferkesseln berauschen. Forscher gehen im allgemeinen davon aus, dass ihr Zaubertrunk den Fliegenpilz Armanita muscaria in einigen Gegenden enthielt, sowie verschiedenen Heilpflanzen und Pilze in anderen. Nach der Entdeckung seiner empfindungserhöhenden und bewusstseinserweiternden Eigenschaften wurde er mit aller Wahrscheinlichkeit nach, als eine Art Soma in das rituelle Leben der Kelten übernommen.

Fortan bildete der heimische psychedelische Schamanismus zwar zu einer funktioneller Technik, um Zugang zu den ursprünglich weiblichen Quellen der Weisheit (wieder) zu erlangen. Jedoch die Rituale mit psychoaktiven Substanzen (von Einheimischen als Bindeglied zum größeren Organismus erkannt) verdrängten zugleich die im Hieros Gamos freigesetzten Energien - die Kräfte von Liebe- und Ekstase, die Heilige Hochzeit zwischen Frau und Mann, der Göttin und ihrem Heros. Die Große Göttin, wie ihre Priesterinnen verloren an Einfluss, und mit ihnen die alte Religion. Sie erschien nun überflüssig, die Frau, einstige „Hüterin des Stammesschicksals“, wurde ins Abseits gedrängt und ihr heiliges Wissen missachtet.

Bis zu jener Zeit im Mittelneolitikum wurde die Welt als Einheit und die Entwicklung der Tiere auf unserem Planeten essentiell auch als die unsere erfahren. Zwischen Tier- und Menschenopfern bestand kein wesentlicher Unterschied, da man beide als einen beseelten Teil der selben Schöpfung verstand. Entgegen dem heutigen, von Ärzten geleiteten Aberglauben, dass der Mensch Tierfleisch für seine Nahrung nötig habe - ein Glaube der zur Zucht und zur Kulturschande der Vivisektion geführt hat - haben die frühen Kelten und nomadischen germanischen Völker ihre Macht über ihre jüngeren Tier-Brüder nicht missbraucht, sondern es verstanden mit ihnen in tiefe Verbindung zu treten und sie liebevoll zu leiten. Tiere wurden wahrhaft als jüngere Geschwister und als Vorfahren, sprich Ahnen betrachtet und nicht etwa seelenlose Werkzeuge zu menschlicher, grausamer Selbstsuchtbefriedigung.

Erst mit Beginn der Neuzeit – durch die täglichen Massenmorde und den damit verbundenen Qualen von lebensfrohen, unschuldigen Tierwesen schuf die Menschheit eine unheilbrütende Atmosphäre in der jenseitigen, anderen Welt. Eine Wolke, aus Furcht, Zorn, Hass und den Schmerzen leidender und hingemetzelter Geschöpfen bestehend, die sich (dem Seher sichtbar) wie eine monströse dumpfe Giftwolke über der Erde zu entladen droht. Einst begehrte der Mensch kein Erbarmen von den Göttern, ohne den weniger entwickelten Geschöpfen (denen er einen „Gott“ bedeutete) seine Gnade zu erweisen. Selbst seine Jagd war ein tiefes Eintauchen in das Gewahrsein der Elementar-, der Pflanzen- und der Tiernatur und sie ließ für Mensch und Wild alle Chancen offen.

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