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Das Beltane Ritual, bei uns auch als Walpurgisnachtfeier bekannt, geht auf eine indogermanische mythische Wurzel und uralte, tiefe menschliche Erinnerungsschichten zurück. So trafen sich die lose und mythisch miteinander verknüpften Stämme der Kelten und Gallier einmal jährlich, um in ihren Bund mit der Erde rituell zu erneuern. Genau im geografischen Zentrum Irland, heisst es, habe auf dem unscheinbaren Hügel Uischneag vor 800 bereits Jahren die ersten Maifeuer gebrannt. Aufgrund ihrer Schüsselform über die gesamte Insel sichtbar, erstrahlte das „Beltane“-Feuer hier Ehren des Sonnengottes „Bel“ in einem Feuer, irisch „teine“, das Liebe und Fruchtbarkeit symbolisierend Reinigung bewirken sollte.
Auf dem europäischen Kontinent kennen wir keine Religion ohne maifestliche Überlieferungen.
Den Grundstoff dazu lieferten, gewiss für die südliche Hälfte Europas bis in den deutschsprachigen und slawischen Raum, die Griechen. Sie ehrten rund um den ersten Mai „Mutter Natur“, Maia, wörtlich übersetzt „Die Hebamme“, eine der wichtigsten Vermittlerinnen und Personifizierungen der Grossen Göttin. Um deren wärmende Segenskraft zu stärken und ihre Fruchtbarkeit zum Wohle aller neu zu beleben, feierten die Menschen „Hochzeit“, ein ausschweifendes Liebesfest ohne Grenzen.
Wenige Tage vor dem Maibeginn, am 27. April, feierten die alten Römer ihre „Floralien“, einem historischen Bericht zufolge ein „besonders ausgelassenes Blumenfest, zu dem Hetären in buntem Gewandt auftraten“, die sie schließlich abwarfen, „um sich völlig nackend vor dem Volke zu zeigen.“ Mit diesen lustvoll-farbenfroh-fröhlichen Vergnügungen zu Maibeginn war es bald vorbei, als das Christentum zur herrschenden Religion im Römischen Reich aufstieg. Mönchische Moralisten empfanden Floralien- und Maia-Feste als den Gipfel der Unanständigkeit schlechthin, so abstoßend, das derartige „Auslassungen“ nicht länger zu dulden sein. Soweit möglich, verbot man sie, schränkte sie ein oder christianisierte sie. Ein unzerstörbarer Kern aber blieb.
Der in alten Kulturen wie der unseren, Jahrtausende zurückreichende Brauch der „Heiligen Hochzeit“ der Erdmutter-Göttin mit Ihrem Hirschgemahl - dem Sonnenheros, stellt den Kern des Beltane Rituals dar. Die Hochzeit, ritualisiert und detailreich nachvollzogen, ist eine Vermählung der Gegensätze, wodurch die Fruchtbarkeit des Lebens (der Göttin und ihres Machtbereichs) wiederhergestellt werden soll, während das Feuer die notwendige Reinigung der Erde (des Heros und seines Machtbereichs) symbolisiert. Die heilige Hochzeit geht - ebenso wie die Sage und Hochzeit von Sigurd und Brunhild in dem nordischen heiligen Buch, der Edda und die „klassisch“ gewordene Fassung des Dornröschen-Märchens der Gebrüder Grimm - auf eine gemeinsame indogermanische mythische Wurzel zurück. Es zählt zum alten Wissen der Menschheit.
Das Ritual der Walpurgisnacht beschreibt den ewig alten „Kampf“ oder „Tanz“ der Gegensätze durch folgenden Inhalt: Eine starke, unabhängige (Jung-)Frau wird durch eine schicksalswidrige Macht in Zauberschlaf versenkt. In diesem Zustande, gegen die äußere Welt durch unüberwindliche Umzäunung abgeschlossen und auf Dis-Tanz ruht sie so lange, bis „die Zeit erfüllt“ ist. Sie ist die stolze, amzonenhafte Frau - früher synonym mit Jungfrau - die ein eigenes Land oder „Reich“ besitzt und regiert. Und sie gibt, wie in alten Mythen dem Mann, der sie erringen will, schwere Aufgaben auf zu lösen. „Kampf“, „Befreiung“, „Liebe“, „Freien“ und „Minnedienst“. Das Ritual birgt mythische Grundzüge, die von Lebenshürden, Kampf, Isolation und Erweckung handeln - von der Überbrückung der Trennung und Distanz, im „Spiel der Gegensätze“. Die im Ritus dargestellte „Hochzeit von Himmel und Erde“ vermag es, durch seine Darstellung zu einem globalen wie lokalen Verständnis und zu liebevolleren Umgang mit-ein-ander – direkt in Die neue Energie Bewegung hineinführen.