Weisheitsschule statt Wissensfabrik - Die Universität als Partnerin

Nach Eichendorfs Wort in „Halle und Heidelberg“ eröffnete die Universität der Stadt auch der Jugend einen Entfaltungsraum, „Jugend“ verstanden nicht so sehr als Lebensphase, sondern als Lebenshaltung, “als das noch gesunde und unzerknitterte, vom kleinlichen Treiben der Welt noch unberührte Gefühl der ursprünglichen Freiheit und der Unendlichkeit der Lebensaufgabe.“

Als die Universitäten im 12. Jahrhundert erfunden wurde – übrigens damals mit einer lebendigen Kosmologie – da waren sie Orte zu denen Menschen gingen, um ihren Platz im Universum zu finden. Wir müssen zurückkehren zu einem Ausbildungssystem, das von der neuen Kosmologie ausgeht, das in den Auszubildenden Studenten Freude, Ehrfurcht und Staunen, in anbetracht unseres wunderbaren Universums erzeugt. Ein System, das es ihnen ermöglicht sich mit ihrer Trauer, ihrem Leid und ihrer Wut auseinander zu setzen, meint Matthew Fox.

In Oakland, Kalifornien öffnete im Herbst 1996 die erste spirituelle Universität ihre Pforten, mit Lehrfächern, die man eher in einer antiken Druidenschule erwarten würde: Gemeinschaftsrituale, Wildnis-Erfahrung, spirituelle Pilgerschaft und politische Veränderung; Traumarbeit, mittelalterliche Mystik und sozial engagierte Spiritualität nebst vielem mehr. Das ganzen Unternehmen wird geleitet und beruht auf der Vision von Matthew Fox der, einst Dominikaner, nach jahrelangem Tauziehen mit der Inquisitions-Nachfolgestelle von Kardinal Ratzinger im Vatikan aus dem Orden geworfen wurde (also ein amerikanischer Schicksalsgenosse von Jürgen Drewermann).

Damit nicht genug. Aufgrund der Tatsache, dass Fox die bekannte feministische Denkerin, politische Aktivistin, Starhawk, eine bekennende Hexe und Priesterin der Wicca-Tradition in seine Fakultät aufgenommen, und darüber hinaus Schwitzhütten, „Kosmische Raves“, sprich Messen mit Hilfe moderner elektronischer Medien und Musik veranstaltet hatte ging der Druck weiter und erschwerte dem unbequemen Propheten Fox und seinen Kollegen die Arbeit an ihrem „Institut in Culture and Creation Spirituality“ (ICCS) so sehr, dass er nun mit einem Großteil seiner Fakultät eine eigene Universität gründete.

Für Fox, der nun die „University of Creation Spirituality“ (UCS) leitet, „fungiert die Erziehung und insbesondere die Ausbildung, an den heutigen Universitäten als eine Art Trichter, der Seele und Geist aus den meisten Studierenden herausfiltert.“ Er fordert: „Wir brauchen aber Weisheitsschulen und keine Wissensfabriken!“ Er betonte immer wieder, dass „der Prüfstein aller Spiritualität ist, ob sie zu mehr Mitgefühl führt, d.h. ob sie zu tatsächlichen Transformationen der sozialen und ökologischen Wirklichkeit führt“, da Mikro- und Makrokosmos sich stets entsprechen.

Impressum