Name, Legende und Mythos des Heiligenbergs

Die Landkarten benennen unseren Berg noch heute als den „Heiligenberg“ und schließen sich dem Brauchtum des Mittelalters an, das ihn Allerheiligen-Berg nannte – den „mons omnium sanctorum“, der dem Kloster Allerheiligen und somit allen Heiligen geweiht war. Und wie über viele alte Kultplätze, an denen die Erdmutter, Madea oder Gaia als Drache verehrt wurde, setzte die Kirche auch hier ihrem christlichen Drachentöter ein Denkmal. „Zu Ehren des heiligen Erzengels Michael und Allerheiligen.“ lautet die Weiheformel zur Gründung des Michaelklosters auf der oberen Kuppe des Berges.

Seine magische Ausstrahlung - die damals wie heute dem heidnischen Impuls der Bevölkerung entsprang - hat der Berg nie ganz verloren. Nicht nur während der Klosterperiode, sondern von jeher war er ein heiliger Berg. Er war auffällig und besonders, so weit wie man mit den Augen von ihm schauen und so lange wie die Menschen sich erinnern können. Mittelalterliche Schriftsteller berichten von einem unheimlichen, ja unheiligen Berg; er galt als Verrufen: „Hexen tanzten auf ihm und trieben es in der Walpurgisnacht.“

Bereits die Keltisch-Allemannischen Stämme im 4. Jh. n. Chr. hatten hier zwei Ringwall-Anlagen um ihre Höhensiedlungen auf der einst baumfreien Kuppel des Heiligenbergs errichtet. Und in der Nacht zum 1. Mai feierten die verschiedensten Stämme ein wichtiges rituelles Fest, das im keltischen Kalender Beltane hieß. Inmitten von reinigendem Feuer, verbunden mit der Wärme der Sonne (teine) und in Begleitung ihrer Erweckers (Bel, als solarer Heros) verließ die Maikönigin den dunklen Teil des Jahres und wurde vom nächsten begrüßt.

Im kultischen Bezirk des Berghügels finden wir auch das sogenannte Heidenloch. Bis vor ca siebzehn Jahren, blieb der 55 Meter tiefe, senkrecht in den Fels hineingearbeiteter Schacht, den einst unsere Vorfahren (wohlmöglich als Sternenbeobachtungs-Vorrichtung) anlegten verdeckt. Er sollte erst den Römern und (von 1092 an) dem Stefanskloster als Brunnen und Wasser-Zisterne dienen.

An einem sagenumwobenen Ort wie diesem verwundert es nicht, dass Mythen sich mit Legenden vermischten, die ursprünglich heidnischen Kult- und Siedlungsplätze überbaut und zweckentfremdet wurden und die geschichtliche Überlieferung verfälscht. Herauszufinden, wer genau auf diesem Berg verehrt wurde, kann nur schwer nachvollzogen werden. Doch eines ist gewiss: Seit der Jungsteinzeit (dem Mesolithikum) ist der Berg ein Heiligtum; viele Göttinnen und Götter wurden hier verehrt und mit der Zeit gewechselt und vermischt.

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